Frage an Bruni Wildenhein-Lauterbach von Bernd M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Wildenhain-Lauterbach,
es gibt Initiativen, die sich für eine Umbenennung von Straßen in unserem Afrikanischen Viertel einsetzen, weil die Straßennamen an die Kolonialgeschichte erinnern und aus Sicht der Initiatoren „menschenverachtend und rassistisch“ seien. Im Zusammenhang mit der Mohrenstrasse gab es dazu sogar schon entsprechende Artikel in der Zeitung.
Alle reden davon, dass Berlin pleite sei. Hat die Politik nichts Besseres zu tun, als sich mit den Straßenschildern in unserem Viertel zu beschäftigen, die jahrelang keinen interessiert haben? Kann man das dafür notwenige Geld (neue Straßenschilder, Änderungen in Telefonbüchern und Stadtplänen etc.) nicht besser verwenden? Was werden Sie unternehmen, um diesen Unsinn zu stoppen?
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Mischke
Sehr geehrter Herr Mischke,
dieses Thema hat die Bezirksverordneten in der BVV Mitte in den vergangenen Jahren immer wieder beschäftigt. Alte Straßennamen haben unsere Stadt geprägt und spiegeln oft vergangene Zeiten wider. Im geschichtlichen Sinne sind deren Benennungen nach unserem Demokratieverständnis das eine oder andere Mal problematisch. Auch ich bin der Auffassung, sehr gründlich zu prüfen, ob Maßnahmen von Straßennamenumbenennungen notwendig sind, zumal in vielen Fällen eine derartige Bereinigung der Geschichte in Wirklichkeit auch geschichtslos sein kann.
Bereits 2005 hat die BVV (auch mit den Stimmen der SPD) hierzu einen Antrag beschlossen. Das Bezirksamt wurde ersucht, eine kritische Auseinandersetzung mit dem deutschen Kolonialismus, sofern dieser in dem öffentlichen Stadtbild (insbesondere in Straßennamen und Namen öffentlicher Einrichtungen des Bezirks Mitte) zum Ausdruck kommt, politisch wie organisatorisch zu befördern. Ein Forum unter Beteiligung von Wissenschaftlern, Politikern, Anwohnern und anderen speziell mit dem Thema " Koloniales und rassistisches Afrikabild im bezirklichen öffentlichen Straßenbild" Interessierten sollten einen Aufklärungsprozess in Gang setzen, unter Berücksichtigung der bereits stattgefundenen Debatten in der Unterarbeitsgruppe "Straßennamen" im Bezirk, sowie den Debatten zum sogenannten Afrikanischen Viertel in der Gedenktafelkommission. Dem Ausschuss für Bildung und Kultur sollte ein Katalog von geeigneten Maßnahmen im Sinne der kritischen Brechung des kolonialistischen Afrikabildes unterbreitet werden, mit dem Ziel der abschließenden Abstimmung. Die Unterarbeitsgruppe Straßennamen (zusammengesetzt aus Mitgliedern aller in der BVV vertretenden Fraktionen) hat sich nun verständigt, die Diskussion nicht mit dem Ziel von Straßennamenumbenennungen fortzuführen. Es sollten aber eine oder zwei Informationstafeln im Wedding aufgestellt werden, die die Entsstehungsgeschichte des "Afrikanischen Viertels" darstellen. Dazu wird die Gedenktafelkommission Vorschläge erarbeiten und der BVV eine Empfehlung vorlegen. Das zuständige Entscheidungsgremium hat also verantwortlich entschieden. Die Fraktion der SPD in Mitte, somit auch ich, werden Umbenennungen von Straßennamen im Afrikanischen Viertel nicht unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Bruni Wildenhein-Lauterbach