Ukraine-Krise: Können wir aus der Kubakrise lernen?
Sehr geehrter Herr Mijatović!
Mein Vergleich mit der Kubakrise 1962 /siehe wikipedia "Kubakrise"/: (1) Damals hatten die USA die militärische Bedrohung durch die UdSSR *völkerrechtswidrig* mit der Seeblockade und der Androhung eines atomaren Schlags beantwortet; Kuba durfte sich seinen Bündnispartner *nicht* frei wählen. Heute nimmt sich Russland das Recht, Völkerrrecht zu brechen; die Ukraine darf nicht frei ihre Bündniszugehörigkeit wählen.
(2) Zur Beilegung des damaligen Konflikts mussten auch die USA der UdSSR etwas Konkretes bieten - den Abbau ihrer Raketenbasen in der Türkei. Was bietet der Westen heute?
(3) In Wikipedia lautet die rückblickende Analyse: "...Beide Konfliktpateien versuchten, ... dem politischen Gegner Zeit für seine Entscheidung zu geben und *nicht blind auf die Ratschläge ihrer militärischen Berater zu vertrauen*".
Wir befinden uns erneut in einem Kalten Krieg. Inwieweit sehen Sie bzw. die Grünen den Vergleich zur Kubakrise als zutreffend und lehrreich?
Sehr geehrter Herr Johann L.,
ich sehe den Bezug zur Kubakrise mit den heutigen Ereignissen an der ukrainisch-russischen Grenze in diversen Punkten für nicht gegeben. Ein wichtiger Unterschied ist bspw. die Frage der Stationierung von Atomwaffen in den 60er Jahren.
Heute ist die Situation eine andere, von der dieser Vergleich nicht ablenken darf. Die Russische Föderation hat mit der Annexion der Krim internationale Verabredungen und Völkerrecht gebrochen, ebenso wie in der Region Donbass in der Ostukraine, wo seit Jahren intensive bewaffnete Konflikte zu beobachten sind. Aktuell sind große Truppenverbände der russischen Föderation an der Grenze zur Ukraine aufmarschiert. Zudem stellen politische Akteure in Russland die Unabhängigkeit der Ukraine grundsätzlich in Frage.
Ein Vergleich mit dem Kalten Krieg ist hier nicht zielführend.
Mit freundlichen Grüßen
Boris Mijatovic