Frage an Bodo Ramelow von Gerhard R. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Ramelow,
zu Ihrer Antwort betr. Rolle der Kirchen an Herrn Spurzem vom
21.8.07:
Trifft es nicht zu, daß es viele Verbrechen von Christen mit Wissen und Billigung von Kirchenleitungen gab?
Wie verhielten sich im Nordirland-Konflikt die Religionsführer?
Reagiert die von Christen beherrschte USA-Gesellschaft angemessen auf amerikanische Kriegsverbrechen?
Warum schweigen die großen deutschen Christenkirchen, wenn es um die Bombardierung afghanischer Dörfer und die Folgen geht? Ist das Schweigen die politische Gegenleistung für staatliche Subventionen?
Zur letzten Frage verweise ich auf meine Mail in Abgeordnetenwatch an Herrn Ruprecht Polenz vom 3.8.07.
Im Interesse der Menschen beschränkte ich mich auf eine Minimalforderung: Bei weiteren Bombardierungen deutscher Rückzug. Was halten denn Kirchenführer von dieser Forderung?
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Reth
Sehr geehrter Herr Reth,
vielen Dank für Ihre Frage vom 22. August. Wie Sie wissen, bin ich weder Kirchen- noch Religionsführer. Als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der LINKEN im Bundestag kann ich Ihnen aber versichern, dass wir uns konsequent für einen Abzug deutscher Soldaten aus Afghanistan einsetzen. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen gern Material (Anträge/ Anfragen/ Infoblätter) dazu zusenden. Wir möchten „Frieden schaffen ohne Waffen“ und ich bin davon überzeugt, dass dieser Weg möglich ist. Wir müssen weg von der militärischen Logik mit Rüstungsproduktion und -export hin zu zivilen Alternativen. Sie können diese Forderung auch unterstützen, indem Sie auf einer unserer Unterschriftenlisten gegen die Verlängerung des Afghanistan-Mandats unterschreiben oder sogar selbst Unterschriften sammeln. Bei Interesse wenden Sie sich einfach an mein Büro.
Noch einige Bemerkungen zu Ihren skeptischen Äußerungen. Wie ich bereits in meiner Antwort an Herrn Spurzem geschrieben habe, lässt sich leider nicht ausschließen, dass Ideen falsch interpretiert oder missbraucht werden. Als Linker muss ich beispielsweise mit der Verantwortung leben, dass im sogenannten „real existierenden Sozialismus“ auch Unrecht geschehen ist und Menschen durch Waffen umgekommen sind. Gerade auch vor diesem Hintergrund setze ich mich für eine friedliche Welt ohne Waffen ein und hoffe und erwarte, dass dieses Bemühen als ehrlich anerkannt wird. Und diese Anerkennung bringe ich selbstverständlich auch Kirchen und Religionsgemeinschaften entgegen, die für eine friedlichere Welt eintreten. Als zum Beispiel meine Partei im Jahr 2003 größere und auch viele kleine Demonstrationen gegen den Irak-Krieg mitorganisierte, wurde in vielen Städten gesagt, dass die Demos an Kirchen beginnen sollten, um die Menschen aus den dort stattfindenden Friedensandachten mitzunehmen. Und ich kann Ihnen versichern, dass sehr viele Menschen – unter Transparenten wie „Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein“ – uns begleiteten.
Mit freundlichen Grüßen
Bodo Ramelow