Frage an Bodo Ramelow von Kerstin L. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Ramelow,
viele Lehrer haben eine Vollzeitstelle beantragt und auch bekommen, das finde ich auch ganz richtig. Die Lehrer sollen für das viele Geld ruhig was tun. Was ich aber nciht verstehe ist, warum brauchen die Lehrer auch die kompletten Ferien. Jeder andere Bürger hat auch nur 30 Tage im Jahr zur Verfügung, warum brauchen die Lehrer mehr. Viele Lehrer gehen während der Schulzeit zu Weiterbildungen, warum nicht in den Ferien? Warum müssen Lehrer eigendlich verbeamtet sein, es ist doch auch nur ein Job wie jeder andere. Was würden sie dagegen tun?
Sehr geehrte Frau Loew,
erlauben Sie mir, Ihnen zunächst mitzuteilen, dass wir nicht vorhaben, irgendetwas gegen die Lehrerinnen und Lehrer „zu tun“. Sie sind diejenigen, die durch Vermittlung von Bildung, durch Förderung, durch Engagement, psychologisches Einfühlungsvermögen und familienbegleitende Initiativen die Zukunft der Kinder sichern. Viele Lehrerinnen und Lehrer tun ihr Möglichstes, um einen guten Unterricht zu machen, benachteiligte Kinder zu integrieren, soziale Spannungen in den Klassen auszugleichen und unterrichtsergänzende Angebote zu unterbreiten. Um einen guten Unterricht zu machen, brauchen Lehrkräfte einen Großteil ihrer unterrichtsfreien Zeit, die gerne als Freizeit falsch verstanden wird – sowohl in der Woche und an Wochenenden wie auch in den Ferien. Nun werden Sie vermutlich Beispiele anführen von weniger engagierten Lehrern oder Lehrerinnen. Hier können alle mitreden, nicht nur diejenigen, die Eltern sind, sondern auch alle, die selbst die Schule besucht haben. Das ist keine Frage. Aber weniger engagierte Menschen gibt es in jedem Beruf – sowohl bei Ärzten, im Bäckereihandwerk, in Behörden oder auch bei der Feuerwehr. Das ist kein Grund, andere, die ihre Arbeit engagiert und mit viel Zeitaufwand betreiben, dem Generalverdacht der Faulheit zu unterstellen.
Nun aber zu ihrer Frage nach dem Berufsbeamtentum.
Auch wir sind der Meinung, dass wir in den Schulen keine unterschiedlichen Dienstverhältnisse brauchen. Die angestellten Lehrerinnen und Lehrer haben bewiesen, dass eine Verbeamtung in diesem Bereich nicht vonnöten ist. DIE LINKE strebt eine Vereinheitlichung des öffentlichen Dienstrechtes an, was für die Schulen hieße, dass in Zukunft nur noch Lehrkräfte im Angestelltenstatus neu eingestellt würden.
Unabhängig davon denken wir nicht, dass der Lehrberuf „ein Job wie jeder andere“ ist. Berufe, die mit der Ausbildung und Betreuung von Kindern zu tun haben, sind mit einer besonderen Verantwortung ausgestattet. Schon deswegen muss die Politik dafür sorgen, dass junge Lehrerinnen und Lehrer eingestellt werden und nicht das Land verlassen müssen, dass ihnen das Schulsystem die Möglichkeit bietet, sich tatsächlich um die Förderung der einzelnen Kinder zu kümmern und dass sie nicht länger unter dem Zwang stehen, bereits in der vierten Klasse auswählen zu müssen, welches Kind für einen gymnasialen Weg geeignet ist und welches nicht berücksichtigt wird. Deswegen stehen wir für den Umbau des Schulsystems hin zu längerem gemeinsamen Lernen.
Mit freundlichen Grüßen
Bodo Ramelow