Frage an Bernhard Seidenath von Michael D. bezüglich Energie
Sehr geehrter Herr Seidenath,
wieso steht die CSU hinter dem Ausbau der Atomernergie, obwohl die "Probleme", die mit dieser Art der Energiegewinnung verbunden sind, seit Jahren ungelöst sind, und eine Lösung auch nicht in Sicht ist (Endlagerung, Technik, etc)?
Leider wird hier einmal mehr ein Populismus deutlich, der vor dem Hintergrund immer weiter steigender Preise für Öl und Gas kurzfristig für Wählerstimmen sorgen soll.
Ich würde mir Entscheidungsträger (Politiker) wünschen, die langfristig angelegt denken und handeln und z.B. an einem Konzept für den europaweiten Ausbau der regenerativen Energien arbeiten, inkl. Einspeisung von Überschüssen, z.B Sonnenernergie aus Spanien oder Energie aus Wasserkraftwerken aus der Schweiz, in benachbarte Netze.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Degener
Sehr geehrtrer Herr Degener,
vielen Dank für Ihre Frage. Das Thema "Energie" war beispielsweise im Mittelpunkt unserer, wie ich fand, sehr interessanten Veranstaltung mit Bayerns Umweltstaatssekretär Dr. Marcel Huber am 30. Juli in Odelzhausen gestanden. Ich bin auch froh, dass ich Ihnen meine Haltung zur Energiepolitik bereits heute morgen am Infostand der CSU Hebertshausen schildern konnte. Hier noch einmal kurz gefasst meine Position:
- Klimaschutzpolitik rechne ich zur Sicherheitspolitik. Wer häufig Angst vor Unwettern, Stürmen oder Überschwemmungen haben muss, lebt nicht ruhig und sicher. An einem effektiven Klimaschutz führt deshalb kein Weg vorbei - und wir müssen rasch handeln, wenn wir etwas bewegen wollen.
- Da Kohlendioxid Hauptverursacher der globalen Erderwärmung ist, müssen wir auf möglichst CO²-freie bzw. -neutrale Energieformen setzen. Dies sind die regenerativen Energien, die wir nach Kräften ausbauen müssen. Im Landkreis Dachau sind wir in der glücklichen Lage, wie der beratende Ingenieur Andreas Kottermair am 26. Juli in einer ebenfalls sehr interessanten JU- und CSU-Veranstaltung in Kleinberghofen ausgeführt hat, uns aus regenerativen Energien bereits jetzt selbst zu versorgen.
- Eine Schlüsselrolle kommt hier der Energie aus der Sonne, der Photovoltaik, zu, sendet die Sonne doch Tag für Tag fast 3.000 mal so viel Energie auf die Erde wie hier weltweit verbraucht wird. Hier hat sich in den letzten Jahren bereits einiges getan - sowohl in Bezug auf den Ausbau als auch auf die Steigerung des Wirkungsgrads. Das können wir im Landkreis Dachau ebenfalls sehr gut beobachten, hat doch die Firma Phoenix Solar, einer der führenden Anbieter in diesem Bereich, in Sulzemoos ihren Sitz. Erste Eindrücke dieser Firma und ihres gigantischen Potentials konnten die vier CSU-Kandidaten für die Landtags- und Bezirkstagswahlen übrigens am 30. Juli zusammen mit Umweltstaatssekretär Dr. Huber bei einem Betriebsbesuch erwerben. Da tut sich unheimlich viel! Meine Heimatgemeinde Haimhausen beispielsweise betreibt seit eineinhalb Jahren selbst eine Freiflächenphotovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung von 1,1 Megawatt, für die die Gemeinde fast fünf Millionen Euro aufgewendet hat.
- Die Verstromung fossiler Brennstoffe wie Kohle oder Öl jedenfalls hat keine Zukunft. Die Klimaschutzziele wären auf diesem Weg nicht zu erreichen. Öl ist auch viel zu kostbar und vielseitig, um es zu verheizen.
- Bis wir unseren Strombedarf vollständig aus regenerativen Energien beziehen können, ist es allerdings noch ein harter, steiniger Weg. Bis dahin muss deren Wirkungsgrad weiter steigen, wir müssen noch stärker Energie sparen und etwa Gebäude energetisch sanieren, auch müssen wir dringend an besseren Techniken zur Speicherung von Energie arbeiten. Batterien haben in den letzten Jahren, ja Jahrzehnten, keine nennenswerte Leistungssteigerung erfahren. Starke, weltumspannende Stromleitungen zum Energietransport (irgendwo auf der Welt scheint schließlich immer die Sonne) sind wegen der hohen Leitungsverluste ebenfalls (noch) kein ideales Transportmedium. So scheint dem Wasserstoff als Energiespeicher die Zukunft zu gehören. Wie gesagt, hier muss noch viel geforscht und entwickelt werden.
- Bis regenerative Energien in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen, sollten wir die Laufzeiten unserer als sicher geltenden Atomkraftwerke verlängern. Uns sitzt so die Pistole auf der Brust, mit allem Nachdruck die Versorgung mit regenerativen Energien weiter zu entwickeln. Die mit der Atomkraft verbundenen Probleme wie die Endlagerung der Brennstäbe will ich gar nicht in Abrede stellen. Ich hielte es jedoch für einen Treppenwitz, wenn wir statt einer Laufzeitverlängerung unserer Atomkraftwerke in dieser Übergangszeit Strom aus Atommeilern importieren würden, die derzeit an unseren Grenzen in Frankreich, in der Schweiz und in Tschechien entstehen. Das Problem der Endlagerung besteht für diese Atomkraftwerke ebenfalls, ein nuklearer Unfall würde uns genauso betreffen wie ein Unfall in einem deutschen Meiler.
Alle guten Wünsche für Sie, verbunden mit freundlichen Grüßen
Bernhard Seidenath