Frage an Bernhard Seidenath von Torsten G. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Dr. Seidenath,
haben Sie vielen Dank für Ihre beredte Antwort vom 16.1.2013!
Was mich irritiert ist, dass
- Sie wirklich davon ausgehen, dass die Pleite von 1 bis 2 Banken eines kleinen Euro-Staates (0,2% Anteil an EU) geeignet ist, die EU zum Kollabieren zu bringen.
- Sie nicht in Erwägung ziehen, die Rettung der vor einer Pleite stehenden Banken den Investoren (im konkreten Fall Zyperns: deutsche und französiche Banken, die lediglich 17 Mrd "im Feuer haben") zu überlassen. Island hat dieses in einer vergleichbaren Situation gemacht: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/island342.html . Es gab keine Folgeschäden für die EU und Island geht es wieder besser.
Ich kann also davon ausgehen, dass Sie die Unterstützung von in Not geratenen Banken durch den Steuerzahler in jedem Fall unterstützen werden?
Mit freundlichen Grüßen
Torsten Gerdes
Sehr geehrter Herr Gerdes,
für Ihr Nachhaken danke ich. Allerdings kann ich Ihre Schlüsse aus meiner Antwort auf Ihre vorherige Frage nicht unterschreiben. Ich hatte darauf hingewiesen, dass keiner von uns die Folgen einer Pleite - ähnlich wie seinerzeit bei den Lehmann-Brothers - vorher abschätzen kann. Hier kann im Gegenteil viel Irrationales passieren. Von einem "Kollaps der EU" gehe ich allerdings in der Tat nicht aus. Zudem hatte ich in meiner Antwort gerade der Hilfe zur Selbsthilfe, also einer nur subsidiären Rolle des Steuerzahlers, das Wort geredet. Dabei bleibe ich. Der deutsche Steuerzahler darf hier keinesfalls der erste Ansprechpartner sein. Und da es immer auch auf den Einzelfall und seine jeweiligen Besonderheiten ankommt, kann ich auch Ihre letzte Frage mit der darin enthaltenen pauschalen Schlussfolgerung ("in jedem Fall") nicht bejahen.
Herzliche Grüße und alle guten Wünsche
Ihr
Bernhard Seidenath