Warum erkennt die DRV ME-CFS nicht an?
Sehr geehrter Herr Rützel,
ich habe seit 3 Jahren ME-CFS, die schwerste Form von Post-Covid mit allen Hauptsymptomen und musste für die Begutachtung der DRV über meine Erkrankung schreiben. Jetzt steht im Gutachten, dass ich nicht müde und erschöpft sein kann, weil ich über meine Erkrankung ausführlich geschrieben habe. Ich habe einige Tage dafür benötigt. Bei der Begutachtung sah man nicht, dass ich müde und erschöpft sei. Ich habe immer in Vollzeit gearbeitet. Jetzt bin ich krank und es wird ignoriert. Ich wünsche mir, dass die DRV die Erkrankung anerkennt. Ich bin nicht zu faul um zu arbeiten, sondern zu krank. Außerdem entscheidet noch der Widerspruchsausschuss der DRV, ob ich die EM-Rente erhalte. Der Kampf um die EM-Rente ist grausam. Ich habe seit 3 Jahren einen Hausarzt-Marathon hinter mir. Soviel Ignoranz und Unverständnis. Es fehlt an Empathie. Einige Mediziner sollten sich für ihr Verhalten schämen und sich selbst mal begegnen. Hoffentlich bleiben sie gesund.
Sehr geehrter Frau B.
vielen Dank, dass Sie sich an mich gewandt haben. Es tut mir leid, dass Sie an einer so schweren Krankheit leiden.
Ich kann sehr gut verstehen, dass mit Ihrer Diagnose und den damit verbundenen Erschöpfungssymptomen die Beantragung einer Erwerbsminderungsrente und der Anerkennungsprozess besonders schwer zu ertragen sind. Mir sind ähnliche Fälle wie der Ihre bekannt, und hier muss sich meiner Meinung nach etwas ändern. Bei allem Verständnis für die Rentenversicherung und die Notwendigkeit, die Zugangskriterien zur Erwerbsminderungsrente bei allen Antragstellenden genau zu prüfen: Es ist nicht in Ordnung, wenn schwer erkrankte Menschen so schwer Gehör finden und ihre Krankheit heruntergespielt wird. Das ist unerträglich!
Erst in der vorletzten Woche habe ich mich mit Fachleuten aus dem Bundessozialministerium und von der Deutschen Rentenversicherung über die Bewilligung von Erwerbsminderungsrenten bei ME/CFS-Erkrankten ausgetauscht. Ich weiß daher, dass es aktuell zwar einige Rentenbewilligungen aufgrund von Post-Covid gibt, dass aber die große Mehrheit der Betroffenen große Probleme bei der Anerkennung ihres Gesundheitsstatus hat. Das liegt auch an Gutachtern, die teilweise dringend eine Weiterbildung zu ME/CFS bräuchten.
Ich habe dieses Problem bereits in mehreren Gesprächen mit der Rentenversicherung thematisiert und werde dies auch wieder tun. Denn hier muss sich dringend etwas ändern. Danke, dass Sie durch Ihre Schilderung ein weiteres Beispiel dafür gegeben haben.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihr Widerspruchsverfahren.
Freundliche Grüße
Bernd Rützel