Beate Walter-Rosenheimer
Beate Walter-Rosenheimer
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Tamara F. •

Es gibt jetzt ein in der EU zugelassenes Medikament gegen Corona. Es gilt als sehr effektiv. Impfpflichtdebatte abblasen?

Omikron ist die bislang harmloseste Corona-Variante. Die Impfstoffe wirken nicht mehr gut, da sie nicht auf Omikron angepasst sind. Länder mit hohen Impfquoten haben auch hohe Inzidenzen (Portugal, Bremen). Länder mit niedrigen Impfquoten ( Sachsen, Thüringen) haben teilweise niedrige Inzidenzen. Deutsche Nachbarländer sperren auf (Großbritannien, Dänemark). Und jetzt gibt es sogar noch ein von der EMA zugelassenes Medikament.

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ema-empfehlung-paxlovid-101.html

Tagesschau schreibt:
""Nach der Zulassung ist Paxlovid das erste Mittel, das mit Corona infizierte Patienten zu Hause oral einnehmen können. Die Covid-Pille des US-Herstellers Pfizer gilt als sehr effektiv.""

Ist die Impfpflicht nicht ein toter Gaul, von dem man absteigen müsste?

Beate Walter-Rosenheimer
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau F.,

zunächst einmal freut es mich, dass Sie sich hier zu diesem Thema die Meinung von verschiedenen Kolleg*innen einholen und die gleiche Frage fünf unterschiedlichen Abgeordneten des Deutschen Bundestags stellen.

Und ja, Paxlovid kann im Kampf gegen das Corona-Virus ein Meilenstein sein. Klinische Tests haben gezeigt, dass das Medikament bei rechtzeitiger Anwendung tatsächlich einen extrem schweren und tödlichen Krankheitsverlauf verhindert. Deshalb hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA auch grünes Licht für den Einsatz gegeben.

Allerdings gibt es auch hier noch einige Einschränkungen. Wie wir aus Befragungen von ungeimpften Menschen wissen, haben viele von ihnen Angst vor Nebenwirkungen der zugelassenen Impfstoffe, obwohl diese schon millionenfach verabreicht wurden und gut erforscht sind. Die Nebenwirkungen von Paxlovid hingegen sind bei weitem noch nicht so gut untersucht. Die Virologin Sandra Ciesek (Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt sowie Professorin für Medizinische Virologie an der Goethe-Universität Frankfurt) hat bereits im November 2021 darauf hingewiesen. Und wie bei so gut wie jedem Medikament kann es auch hier Nebenwirkungen geben, sowohl leichtere als auch schwere.

Außerdem muss das Medikament unbedingt rechtzeitig eingenommen werden, im besten Fall direkt zu Beginn der Infektion. Häufig vergehen jedoch einige Tage bis eine Infektion mit SARS-Cov2 erkannt wird, sodass Paxlovid in vielen Fällen seine Wirkung nicht entfalten kann.
Und eines muss noch deutlich hervorgehoben werden: Erkrankten, die bereits mit schweren Verläufen auf Intensivstationen liegen, bringt das Mittel leider nichts - eine Impfung hätte ihnen wahrscheinlich mehr geholfen. Denn Fakt ist, dass die Impfung dabei hilft, das Infektionsgeschehen zu bremsen und schwere Krankheitsverläufe deutlich zu reduzieren. Hierzu gibt es mittlerweile viele wissenschaftlich valide Studien, die zu den gleichen Ergebnissen kommen.

Nicht zuletzt kann Paxlovid die Wirksamkeit anderer Medikamente verringern, was insbesondere bei Risikopatient*innen schwere Folgen haben würde.  

Aus all diesen Gründen kann Paxlovid eine Impfung derzeit nicht ersetzen, ist aber dennoch ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die Pandemie, das Hoffnung macht.

Viele Grüße
Beate Walter-Rosenheimer

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