Beate Walter-Rosenheimer
Beate Walter-Rosenheimer
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Ludwig R. •

Frage an Beate Walter-Rosenheimer von Ludwig R. bezüglich Finanzen

Sehr geehrte Frau Walter-Rosenheimer,
es ist noch nicht lange her war die Diskussion in aller Munde, wo sind denn unsere Goldreserven.
Amerika, Frankreich, England und es wurde auch von einer Rückholaktion gesprochen .
Wie weit ist bitte diese Aktion und lagern eigentlich andere Nationen ihr Gold auch bei uns in Deutschland oder ist nur unser Gold überall verteilt und wenn ja, Warum ?????????
Mit freundlichen Grüßen
Ludwig Roth

Beate Walter-Rosenheimer
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Roth,

Die Goldreserven der Bundesrepublik Deutschland sind zu D-Mark Zeiten entstanden, als eine zu starke D-Mark-Aufwertung durch den Kauf von Gold abgemildert wurde. Die Deutsche Bundesbank hat damals D-Mark in Umlauf gebracht und damit Gold gekauft. Das höhere Angebot an D-Mark führte dann zu einer Abwertung der Währung. Da die Devisenmärkte zu dieser Zeit vor allem in Paris und New York waren, wurde das Gold gleich dort gelagert. Ein späterer Verkauf, zum Beispiel, um die Währung zu stützen, hätte ja auch in Paris oder New York passieren müssen. Ein doppelter Transport wäre als sinnlos gewesen. Da in Deutschland nie in großem Stil Gold gehandelt wurde, auch, weil Deutschland in den Jahren des kalten Krieges zu nah am Eisernen Vorhang lokalisiert war, haben niemals andere Staaten Gold in Deutschland gelagert.

Heutzutage spielen die Goldreserven als Währungsreserve kaum mehr eine Rolle. Reservewährungen wie der US-Dollar oder der Euro können durch die global vorhandenen Goldreserven überhaupt nicht mehr gesteuert werden - die umlaufende Geldmenge ist viel zu groß, als dass der Verkauf von Gold in zweistelligem Milliardenbereich die Kurse nachhaltig beeinflussen würde. Die Eurozone ist als Volkswirtschaft nach den USA die größte Volkswirtschaft der Welt - entsprechend blieb der Wert des Euros selbst in der Eurokrise immer stabil. Wurde der Euro bei seiner Einführung noch mit 1,17 Dollar gehandelt fiel der Wert zwei Jahre danach auf 0,82 Dollar, während er mittlerweile auf 1,38 Dollar gestiegen ist. Große Goldvorräte als Währungsreserve zu halten ist daher vor allem für kleinere und wenig bedeutende Volkswirtschaften sinnvoll, deren Währungen kaum gehandelt werden. Da es entsprechend unwahrscheinlich ist, dass die Bundesbank die deutschen Goldreserven noch einmal zur Stützung der Währung einsetzen wird, plant die Bundesbank eine Rückholaktion von Teilen des Goldes nach Deutschland. Die Bundesbank handelt bei dieser Aktion jedoch vollständig autonom. Das Management der Währungsreserven Deutschlands fällt unter die Unabhängigkeit der Deutschen Bundesbank. Wann die Aktion konkret abgeschlossen ist, können Sie entsprechend direkt bei der Deutschen Bundesbank erfragen.

Freundliche Grüße

Beate Walter-Rosenheimer

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