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Bärbel Bas
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Frage von Melanie B. •

Wann kommt eine nationale Strategie um das Krankheitsbild Post Covid Syndrom einzudämmen?

Sehr geehrte Frau Bas,
seit 8 Monaten bin ich arbeitsunfähig (Post Covid Syndrom), ich hatte dreimal eine Covid Infektion. Darüber hinaus war ich mit einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus. Ich leide sehr an dieser fiesen Krankheit und meine drei Kinder vermissen ihre gesunde Mutter. Wann wird uns endlich geholfen? Wir brauchen BC 007. Ich bin insgesamt dreimal geimpft. In einer Woche beginne ich eine Immunadsorption in Berlin, diese Therapie muss ich selbst zahlen. 17.200€!!! Zum Glück helfen mir Freunde bei der Finanzierung.
Mit freundlichen Grüßen
Melanie B.

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau. B.,

vielen Dank für Ihre Mail.

Ich weiß, dass Long Covid und dessen Auswirkungen noch immer nicht die nötige Aufmerksamkeit erfahren, gerade was die Symptomatik des chronischen Fatigue-Syndroms (ME/CFS) angeht. Hier hat in den letzten Jahren aber ein Umdenken begonnen. Einen wichtigen Beitrag hierzu hat die Patientenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion Martina Stamm-Fibich geleistet, die sich seit vielen Jahren für die Forschung zu ME/CFS und nun auch zu Long Covid einsetzt. Dieses wichtige Engagement habe ich vor meiner Wahl zur Bundestagspräsidentin in meiner Funktion als für Gesundheit und für Bildung und Forschung zuständige stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion immer unterstützt. Und natürlich unterstütze ich dies auch weiterhin. Wir konnten bereits wichtige Schritte gehen.

Im Bundeshaushalt 2021 wurden für drei Jahre jeweils 300.000 Euro für ein wissenschaftliches Forschungsprojekt genehmigt. Der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses, also die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, fördert das Projekt CFS_CARE zur Versorgungsforschung im Bereich ME/CFS mit 2,78 Millionen Euro. Das Ziel dieses Projekts ist eine Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit postinfektiösem CFS durch ein innovatives sektorenübergreifendes Versorgungskonzept in das alle für eine gute Versorgung notwendigen Berufsgruppen eingebunden werden. Dadurch soll eine Verbesserung des Krankheitsverlaufs und der beruflichen Teilhabe und so eine Verhinderung von Arbeitsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit erreicht werden.

Das Bundesforschungsministerium hat zudem im vergangenen Jahr 6,5 Millionen Euro zur Erforschung von Long Covid bereitgestellt und fördert damit weitere wichtige Forschungsprojekte für eine bessere Versorgung der Betroffenen. Mehr dazu, inklusive eines Links zu einer Übersicht der geförderten Projekte, finden Sie auf der Homepage des Bundesforschungsministeriums unter: https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/pressemitteilungen/de/2021/09/230921-long-covid.html.

Insgesamt stehen damit rund zehn Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Dies ist wichtig, aber es braucht noch mehr. Die Ampel-Koalition hat daher in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, zur weiteren Erforschung und Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung rund um die Langzeitfolgen von Covid sowie des chronischen Fatigue-Syndroms (ME/CFS) ein deutschlandweites Netzwerk von Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen zu schaffen.

Generell gilt jedoch dennoch: Betroffene brauchen und verdienen Hilfe und Unterstützung. SPD, Grüne und FDP haben daher in ihrem gemeinsamem Koalitionsvertrag vereinbart, zur weiteren Erforschung und Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung des chronische Fatigue-Syndroms (ME/CFS) ein deutschlandweites Netzwerk von Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen zu schaffen. Dies gilt es nun umzusetzen. Bereits jetzt wird etwa das Projekt "Versorgungskonzept für Patienten mit Chronischem Fatigue Syndrom/ Myalgischer Enzephalomyelitis (CFS)" an der Charité Berlin durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert. Mehr dazu finden Sie unter: https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/neue-versorgungsformen/cfs-care-versorgungskonzept-fuer-patienten-mit-chronischem-fatigue-syndrom-myalgischer-enzephalomyelitis-cfs-me.427

Zur Wahrheit gehört auch: Für langfristige Verbesserungen in der Versorgung braucht es oftmals Zeit. Mir ist bewusst, dass dies für Sie als Betroffene belastend ist. Ich kann Ihnen aber versichern, dass das Problembewusstsein für die Auswirkungen von Long Covid und dem chronischen Erschöpfungssyndrom bei vielen meiner Kolleginnen und Kollegen besteht und deutlich gewachsen ist. Das zeigen auch die bereits beschlossenen Maßnahmen, die noch vor wenigen Jahren nicht denkbar gewesen wären.

Was Ihre konkrete Frage zu BC 007 betrifft. Der Wirkstoff BC 007 ist Teil des Forschungsprojekts „reCOVer“, das vom 1.3.2022 bis 31.08.2023 mit 1,2 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als eines von zehn Verbundvorhaben im Rahmen der BMBF-Richtlinie „Förderung von Forschungsvorhaben zu Spätsymptomen von COVID-19“ gefördert wird.

Das Projekt hat seine Arbeit planmäßig aufgenommen, der Start der geplanten Pilotstudie mit dem Wirkstoff BC 007 als Teil von „reCOVer“ verzögert sich jedoch noch, weil die dafür erforderliche Genehmigung noch nicht vorliegt. Die Genehmigung von Wirkstoffen und Medikamenten für die Testung in klinischen Studien ist Aufgabe des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und wird durch den Hersteller beantragt. Meiner Kenntnis nach liegt dort noch kein Zulassungsantrag auf BC 007 vor. Sobald der Antrag dort eingeht, wird er prioritär geprüft werden. Die Projektleitung geht derzeit davon aus, dass die Pilotstudie, die bis zu 30 Long-Covid-Patientinnen und -patienten umfasst, im Herbst starten kann.

Bei weiteren Fragen bezüglich Long Covid, ME/CFS und BC 007, empfehle ich Ihnen, sich auch direkt an meine Nachfolgerin im Amt der für Gesundheit und Pflege zuständigen stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Dagmar Schmidt, oder die Sprecherin der Arbeitsgruppe Gesundheit der SPD-Bundestagsfraktion, Heike Baehrens, zu wenden. Sie sind für Ihr Anliegen die richtigen Ansprechpartnerinnen.

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass Sie selbstverständlich die Möglichkeit haben, auch auf direktem Weg mit dem Deutschen Bundestag, seinen Abgeordneten oder mir Kontakt aufzunehmen. Zum Beispiel über: https://www.bundestag.de.

Mit freundlichen Grüßen

Bärbel Bas

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