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Bärbel Bas
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Frage von Bernhard N. •

Frage an Bärbel Bas von Bernhard N. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Bas,

ich arbeite in einer Gruppe von Beratern die sich aus verschiedenen Firmen und Verbänden zusammengefunden hat um neue Lösungen und Konzepte für eine qualitativ bessere und effizientere Versorgung von Patienten zu entwickeln.

In den von uns z. Z. diskutierten Konzepten steht das "Kümmerer-Prinzip" im Vordergrund, dass die neuen Berufsbilder: Casemanager und EVAs (Entlastende Versorgungsassistentin) in Kombination für eine medizinisch Evidenz basierende Betreuung der Patineten einsetzt. Der Vorteil dieses stationären und ambulaten Kümmererteams ist mit einem "Kommunikations- und Dokumentationsgelenk" zwischen den Leistungserbringern in der intersektoralen Versorgung vergleichbar. Den Effekt sehen wir in einer nachhaltigen Verschlankung der bürokratischen Aufwände zwischen den Akteuren und den Kostenträgern. Gleichzeitig bekommt der Patient eine zügige, auf ihn optimal abgestimmte Versorgung die nicht den medizinischen Fall, sondern die Behebung der Ursache einer Erkrankung als Ziel hat. Dabei ist auch die Einbeziehung des Patienten durch Coaching und interaktive Betreuung eine Komponente die vielversprechende Ergenbisse erzielen kann. Die ersten von uns prognostizierten Einsparungen für das Gesundheitswesen sind enorm! Z.B. bei seelischen Erkrankungen gehen wir von einer deutlichen Reduzierung der stationären Aufenthalte aus.

Sie merken vielleicht, dass ich (nicht nur ich!) nach den ersten Treffen und austauschen von Ideen ein wenig elektrisiert bin. Die Frage ist nur, wie sich die Politik verhalten wird. Denn eine Vorraussetzung ist mehr Freiheit für die GKVen um Selektivverträge mit Leitungsgemeinschaften abzuschliessen.

Da ich davon ausgehe, dass sich solche neuen Strukturen nicht von heute auf morgen realisieren lassen, und sich die jetzige Regierung z.Z. als nicht wirklich zukunftsfähig darstellt, interessiert mich vor allen die Vorstellungen einer möglichen neuen Verantwortlichkeit im Gesundheitsministerium.

MfG: Bernhard Nelsen

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Sehr geehrter Herr Nelsen,

vielen Dank für Ihre Anregung zur Zukunft der ambulanten ärztlichen Versorgung. Das von Ihnen beschriebene Konzept der "Entlastenden Vorsorgeassistentin" (EVA) halte ich grundsätzlich für begrüßenswert.

Die Versorgungslandschaft befindet sich im Umbruch. Es wird zunehmend deutlich, dass das klassische Modell des selbstständigen, niedergelassenen Arztes mit eigener Praxis und Kassenzulassung - mehr oder weniger gesteuert durch eine Kassenärztliche Vereinigung - an seine Grenzen stößt. Die Probleme sind bekannt: Immer weniger Ärzte wollen sich auf dem Land niederlassen und auch einkommensschwache Stadtviertel wie in meinem Duisburger Wahlkreis verzeichnen immer weniger Neuzugänge. Gleichzeitig steigen die Klagen der Ärzteschaft darüber, immer weniger Zeit für die Untersuchung und das Gespräch mit ihren Patienten zu haben.

Konzepte zur Entlastung der Ärzte und zur Übernahme bisheriger ärztlicher Tätigkeiten sind daher ein vielversprechender Ansatz zur Lösung dieser Probleme. EVA ist eine Möglichkeit. Sie bietet den medizinischen Fachangestellten einerseits eine berufliche Aufstiegsperspektive und kann gleichzeitig den Arzt unterstützen bzw. entlasten. Das dabei auch der menschliche Aspekt der Behandlung, das Kümmern, wie Sie schreiben, das Gespräch mit dem Patienten, in den Mittelpunkt rückt, ist mehr als ein Nebeneffekt. Die "sprechende Medizin" darf neben dem technisch-medizinischen Fortschritt nicht ins Hintertreffen geraten.

Immer wieder genannt wird auch das Modell der Gemeindeschwester AGNES (Arzt-entlastende, Gemeinde-nahe, E-Health-gestützte, Systemische Intervention) in Ostdeutschland. Entsprechend ausgebildete Krankenschwestern oder Pfleger machen an Stelle des Arztes Hausbesuche (vor allem in ländlichen Gebieten). Sie steht mit dem Arzt in Kontakt, nutzt moderne Kommunikationstechnologie und Telematik, und entlastet dadurch die vorhandenen Ärzte.

Ich denke, dass sich solche oder ähnliche Modelle bewähren können, wenn alle Beteiligten, auch die Selbstverwaltung und die Standesvertretung, bereit sind, die immer wieder betonte Flexibilität auch wirklich an den Tag zu legen. Denn eines ist bereits klar: Allein mit einer höheren Vergütung oder reinen Geld-Anreizen lassen sich kaum Ärzte in unterversorgte Gebiete locken.

Mit freundlichen Grüßen

Bärbel Bas

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