Werden Sie sich für die bedingungslose und zeitnahe Rückgabe von kolonialer Raubkunst einsetzen?
Sehr geehrte Frau Tesfaiesus,
Deutschland bemüht sich gerne zu betonen, dass Rassismus und Neokoloniales Gedankengut keinen Platz bei uns haben.
Das imperialistische Kolonialdeutschland hat vor allen in Afrika und Nahost wertvolle Kunstgüter geraubt und gegen den Willen der gewaltsam unterdrückten Länder nach Deutschland expediert.
Dies ist in meinen Augen Raub und Diebstahl, der durch absolut nichts zu rechtfertigen ist.!!!
Auch dass es andere üble Kolonialstaaten ebenso und noch schlimmer getan haben, relativiert nichts!
Wann endlich, ohne wenn und aber und ohne juristische Finessen (!!!), geben wir den Ländern deren von uns geraubte Kunstschätze zurück?
Als Ausstellungsstücke reichen doch auch Repliken, oder?
Wenn ich jemanden etwas raube, wird des doch nicht mein Eigentum, weil ich der Stärkere bin?
Ich meine u.a. Nofrete, Schatz des Priamos, Pergamonaltar, Ischtar-Tor ,....
Warum unterschlägt die Bundesrepublik noch immer Raubkunst aus seiner Kolonialzeit ?
H. R.
Liebe Frau R.,
vielen Dank für Ihre Email und Ihr Anliegen, Sammlungen aus kolonialen Kontexten an ihre rechtmäßigen Besitzer*innen zurück zu geben. Auch mir ist dies ein großes Anliegen und daher freue ich mich über Ihr Engagement.
Im Kulturausschuss setze ich mich dafür ein, dass sowohl Objekte an Herkunftsgesellschaften zurück gegeben werden aber auch, dass wir uns in Deutschland mit Kolonialgeschichte und der damit verbundenen Verantwortung auseinandersetzen. Auch mir geht es dabei oft zu langsam. Allerdings hat sich in den letzten Jahren einiges getan – sowohl auf musealer als auch politischer Ebene.
Für mich stellt derzeit die Rückgabe von menschlichen Gebeinen eine Priorität dar. Zu lang mussten von Deutschland kolonisierte Gesellschaften darauf warten, ihre Vorfahren zu begraben und deshalb arbeiten wir derzeit mit Nachdruck an einer zügigen Rückgabe von menschlichen Gebeinen an Tansania und Namibia. Da die Sammlungen unserer Museen so umfangreich sind und die bürokratischen Mühlen langsam drehen, müssen wir uns allerdings darauf einstellen, dass die vollständige Rückgabe von Museumsammlungen noch einige Jahre in Anspruch nehmen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Awet Tesfaiesus