Frage an Armin Jäger von Christine H. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Jäger!
Wie stehen Sie zum Thema Mindestlohn?
Mit freundlichen Gruß
Christine Heller
Sehr geehrte Frau Heller,
wie fast alle Gewerkschaften unterstütze ich die Position, dass Entscheidungen über die Tarife durch Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände verhandelt werden. Klar ist, dass die Gehaltsstruktur in unserem land unbefriedigend ist. Mecklenburg-Vorpommern hat die niedrigsten Einkommen. Das darf nicht so bleiben. Gemeinsam mit Vertreter aus Politik und Gesellschaft habe ich deshalb den folgenden Aufruf des DGB Nord unterstützt:
Aufruf:
"Von Arbeit muss man leben können!" Für die gerechte Entlohnung von Arbeitsleistungen!
Menschen sind mehr als nur Räder im wirtschaftlichen Getriebe. Sie haben einen Anspruch auf Anerkennung ihrer Arbeitsleistung. Diese Anerkennung drückt sich insbesondere im Arbeitslohn aus. In vielen Branchen arbeiten immer mehr Menschen für immer weniger Lohn. Der Anspruch, dass man von seiner Hände Arbeit leben können muss, ist nicht nur für Erwerbslose häufig nicht mehr erfüllt.
Die Lohnspirale nach unten beschädigt die sozialen Sicherungssysteme, sie forciert den Verfall von Preisen und Qualitäten bei Nahrungsmitteln und Verbrauchsgütern. Eine größer werdende Schicht von Niedrigstlohnbeziehern wird trotz Arbeit in Armut oder in armutsähnliche Situationen gedrängt und dadurch von wesentlichen gesellschaftlichen und kulturellen Angeboten abgekoppelt. Das schädigt auch Anbieter von Leistungen und Waren. Mecklenburg-Vorpommern gehört zu den Bundesländern, in denen diese Auswirkungen sehr deutlich spürbar sind.
Wir sehen in dieser Entwicklung eine gesamtgesellschaftliche Gefahr. Das Bündnis aus Gewerkschaftern, Vertretern von Kirchen, Verbänden und Politik möchte diese Problematik öffentlich noch mehr bewusst machen. Unabhängig von bereits bestehenden konkreten politischen Beschlüssen - etwa bei Gewerkschaften und Parteien - finden sich die Bündnispartner unter einem Konsens zusammen, der sich gegen Lohndumping als Mittel im wirtschaftlichen Wettbewerb ausspricht. Uns geht es nicht um Tarife und die konkrete Bemessung von gesetzlichen Mindestlöhnen. Solche Entscheidungen bleiben den Tarifparteien und dem Gesetzgeber vorbehalten. Das Bündnis wird aber gegenüber diesen Akteuren auf die Dringlichkeit zum Handeln nachdrücklich hinweisen.
Mit freundlichem Gruß
Dr.Armin Jäger