Mit der Drucksache 20/14717 hat die AFD einen Antrag vorgelegt, der die Finanzierung & Existenz von frühkindlicher Aufklärung ablehnt. Wie stehen Sie zum Thema: Sexualpädagogik & sexuelle Bildung?
Wir als Fachberatungsstelle beobachten zunehmend massive Verunsicherung zum Thema sexuelle Bildung – sowohl bei Erziehenden als auch bei pädagogischen und psychosozialen Fachkräften. Meinungen statt Wissen treffen auf Unsicherheit und Scham in Bezug auf Sexualität und die damit verbundenen Themen. Der von der AfD eingebrachte Antrag knüpft an die Narrative der vermeintlichen ‘Frühsexualisierung’ an, die seit Jahren propagiert und in diversen Medien befeuert wird. Dabei werden etablierte Konzepte der BZgA und WHO gezielt in Frage gestellt. Diese Vorgehen führt nicht nur zur Verbreitung von Unwahrheiten, sondern auch zu persönlichen Anfeindungen und Bedrohungen von Kolleg*innen. Dabei ist sexuelle Bildung essenziell, um Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung, ihrem Schutz vor Übergriffen und der Fähigkeit zu selbstbestimmten Entscheidungen alters- und entwicklungsentsprechend zu begleiten.
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Sehr geehrter Herr M.,
vielen Dank für Ihre Frage. Die AfD verblüfft im Parlament häufig mit Anträgen, welche Vorschläge auf Basis von fragwürdigen Annahmen unterbreiten. Das ist auch hier der Fall.
Zunächst lassen Sie mich sagen: Anfeindungen oder Bedrohung von Erziehenden sind absolut inakzeptabel, unabhängig vom Sachverhalt. Ich bedaure sehr, dass Sie und Ihre Kolleg:innen solche Erfahrungen machen mussten. Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in welcher Respekt die Grundlage aller Interaktionen zwischen Bürgern dieses Landes ist. Das muss auch bei kontroversen Themen möglich sein.
Aufklärung über den Themenkomplex Sexualität ist für die gesunde Entwicklung unserer Kinder und Jugendlicher wichtig. Kein Kind oder Jugendlicher sollte sich mit seinem oder ihrem Körper unwohl fühlen, und gut gestaltete Informationen und Aufklärungsformate sind dafür essenziell. Selbstverständlich muss dies in einem geschützten Rahmen und mit professionell ausgebildeten Erziehenden stattfinden. Derartige Aufklärung verbal in die Nähe der Pädophilie zu rücken, wie es die AfD getan hat, finde ich hochproblematisch. Wir sollten uns auch weiterhin an den etablierten Konzepten von BZgA und WHO orientieren.
Herzlichst
Ihr Armand Zorn