Frage an Anton Schaaf von Volker U. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Schaaf,
infolge der ARCANDOR - Insolvenz drohen nach der Nichtbewilligung von Krediten seitens der Politik nun massive Verluste von Arbeitsplätzen in Deutschland.
Zweifellos haben in den letzten Jahren Fehler im Management zu der jetzigen Situation geführt. Die mehr als nach meiner Auffassung sehr halbherzigen Versuche der Poltik, einmal von den unterschiedlichen Standpunkten abgesehen, führen in der Folge nun dazu, dass das Sozialwesen deutlich belastet wird und bei anhaltender Wirtschaftsflaute dem Bund mehr als die gewünschten 437 Millionen € kosten wird.
Zu Bedenken gebe ich, das nicht nur Arbeitsplätze bei den Unternehmensteilen der ARCANDOR AG wegfallen werden, sondern auch bei zahlreichen Lieferanten und den Logistik- und IT-dienstleitern. In Summe reden wir hier über geschätzte 100.000 Arbeitsplätze.
Die Versuche von Herrn Cordes, eine Fusionierung zu seinen Bedingungen mit einem Dumpingpreis zu forcieren, sind Gott sei Dank gescheitert. Da Herr Cordes auch stellvertretender Vorsitzender im CDU-Wirtschaftsrat ist, bleibt bei der Ablehnung des Kredites ein fader Beigeschmack. (Wie Sie sicherlich wissen, hat die METRO-Gruppe im Herbst letzten Jahres händeringend Käufer für den nach ihren Aussagen " nicht profitablen Geschäftsbereich Warenhaus - namentlich Kaufhof - gesucht und nicht gefunden). Und jetzt soll dieser Kaufhof so gesund sein, das er mit KARSTADT eine Fusionierung eingehen kann ?
Wenn zwei Kranke ins Bett gehen, gibt es noch lange keine Gesunden!
Als betroffener Mitarbeiter dieser Insolvenz bleibt mir nur übrig, die Entwicklung in den nächsten Wochen abzuwarten. Die Quittung trägt wieder der " kleine Mann / Frau ", doch ist der einhellige Tenor der Kollegen und Kolleginnen der, das man sehr wohl mit dem Wissen der letzten Tage im September an die Wahlurne gehen wird.
Ich möchte von Ihnen wissen, wie Sie zu dieser Ablehnung der Kredite stehen und was Sie uns Mitarbeitern heute sagen würden.
Mit freundlichen Grüßen
Volker Ulrich
Sehr geehrter Herr Ulrich,
Die Insolvenz von Arcandor ist eine schlechte Nachricht – vor allem für die Beschäftigten, die bis zuletzt für die Zukunft ihres Unternehmens gekämpft haben. Sie haben über viele Jahre erhebliche finanzielle Opfer gebracht, um Karstadt und Quelle wieder nach vorne zu bringen, die nicht zuletzt durch Managementfehler in eine schwierige Lage gekommen waren.
Bundesminister Steinmeier hat in den letzen Wochen intensive Gespräche mit den Betriebsräten und dem Management für Arcandor, der Metro, möglichen anderen Investoren, mit den Eigentümern und den Vermietern geführt. Ziel war es, die Insolvenz zu verhindern und möglichst viele Arbeitsplätze und Standorte erhalten.
Noch am Montag hat die SPD dafür gesorgt, dass das Arcandor-Management weitere zwei Tage erhält, vor allem auch um eine Lösung für Primondo/Quelle zu finden, deren Arbeitsplätze von einer Innsolvenz am stärksten bedroht sind.
Dabei war immer klar, dass Eigentümer, Banken und die Immobilieninvestment-Gesellschaften sich mit einem eigenen, substantiellen Beitrag zur Rettung des Unternehmens beteiligen müssen.
Kredithilfen aus dem Deutschlandfonds des Bundes mussten abgelehnt werden, da zentrale Voraussetzungen nicht vorliegen, zum Beispiel, dass das Unternehmen erst zum 1. Juli 2008 in Schwierigkeiten geraten ist. Auch die langfristige Ertragskraft, die wiedergewonnen werden müsste, war nicht zu sehen. Auch sind die Banken nicht bereit, selbst bei einer 100%igen Bürgschaft die Kredite für die Rettungsphase zur Verfügung zu stellen.
Ich bedauere, dass es dazu keine hinreichende Bereitschaft gab. Ich bin weiterhin der Überzeugung, die Insolvenz hätte verhindert werden können, wenn alle an einem Strang gezogen hätten.
Nach dieser bitteren Entscheidung, Arcandor in die Insolvenz zu führen, hat die Zukunft der rund 56.000 Karstadt- und Primondo-Beschäftigten für den Gesamtbetriebsrat von Karstadt und Quelle, die Gewerkschaft ver.di und den Bundesminister für Arbeit und Soziales oberste Priorität, sie haben unverzüglich das Gespräch über die Auswirkungen der Insolvenz und die Perspektiven für die Beschäftigten geführt und setzen dies fort.
Wir sind uns einig, dass jetzt der Einsatz für die Arbeitsplätze im Mittelpunkt stehen muss. Jeder Arbeitsplatz zählt. Olaf Scholz hat zugesichert, dass das Bundesarbeitsministerium und die Bundesagentur für Arbeit nach Kräften dabei helfen werden, die Arbeitsplätze zu sichern.
Mit freundlichen Grüßen
Anton Schaaf