Unterstützen Sie die Einführung des Nordischen Modells?
Sehr geehrte Frau Tillmann,
das Thema Prostitution gerät immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit.
Das Leid und die Not von Betroffenen in der Prostitution unter dem Deckmantel der Legalität sind unübersehbar. Entsprechend werden die Stimmen für einen Perspektivwechsel zum Nordischen Modell, der neben der Kriminalisierung der Profiteure die Entkriminalisierung von Betroffenen sowie deren Unterstützung durch u.a. Ausstiegshilfen beinhaltet, immer mehr.
Haben Sie die Bereitschaft, sich für das Nordische Modell einzusetzen und würden Sie bei einer entsprechenden Abstimmung für das Nordische Modell stimmen?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Freundliche Grüße
Sandra Cornelius
Sehr geehrte Frau Cornelius,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage.
Ich unterstütze die Einführung des nordischen Modells und habe mich auch bereits öffentlich dafür eingesetzt.
Gemeinsam mit weiteren Bundestagsabgeordneten habe ich mich bspw. im Mai des vergangenen Jahres an alle Ministerpräsidenten gewandt und dafür geworben, dass es während der Corona-Pandemie nicht zu Lockerungen im Bereich der Prostitution kommt und die Bordelle geschlossen bleiben.
Zudem habe ich mich in dem Brief für die Einführung des Nordischen Modells eingesetzt, weil ich die Zustände in der Prostitution für die dort Tätigen in der großen Mehrzahl der Fälle für menschenunwürdig, zerstörerisch und frauenfeindlich halte.
Vieles spricht für die Einführung des Nordischen Modells
Vieles spricht für die Einführung des Nordischen Modells, mit dem erstmals in Schweden der Sexkauf unter Strafe gestellt wurde. Für Freier und Zuhälter sind damit Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr verbunden, während die Prostituierten nicht kriminalisiert werden. Diesem Modell sind bereits mehrere europäische Staaten gefolgt; in etlichen weiteren Ländern gibt es Bestrebungen, diesem Model zu folgen.
Prostitution ist kein Beruf wie jeder Andere
Die Annahme des geltenden Prostituiertenschutzgesetzes, Prostitution sei ein normaler Beruf, ist schon jetzt durch die Praxis widerlegt. Nicht zuletzt hat sich im Zusammenhang mit der Schließung der Bordelle während der Corona-Pandemie bestätigt, dass viele Frauen offenbar keine unabhängige, private Existenz mit Wohnung, Anmeldung, Sozialversicherung etc. haben. Viele sind nach der Schließung in ihre Heimatländer zurück verbracht worden, andere sind in den Bordellen verblieben (- und fürchten nun, die „Mietkosten“ zusätzlich „abarbeiten“ zu müssen).
Nur ca. 33.000 von geschätzt bis zu 400.000 Prostituierten sind mittlerweile registriert; keine 100 davon sind als Angestellte sozialversichert. Oftmals weiß keine Behörde, dass diese Frauen in Deutschland sind. Sie sind ihren Zuhältern völlig ausgeliefert.
Auch wenn das Nordische Modell Zwangsprostitution nicht verhindern kann, wird der Markt für derartige sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel in Deutschland damit am nachhaltigsten gestört und die Position der Prostituierten gegenüber rücksichtslosen Freiern und Zuhältern gestärkt.
Werde mich für nordisches Modell einsetzen
Sofern ich wiedergewählt werde, werde ich dieses Thema weiter verfolgen und mich in der kommenden Legislaturperiode gemeinsam mit vielen Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Einführung des nordischen Modells einsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Antje Tillmann MdB