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Antje Tillmann
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Frage von Wilfried M. •

Frage an Antje Tillmann von Wilfried M. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Tillmann,

die "TLZ" von heute bildet Sie auf der Seite ZC TT 1 ab. Sie werden neben einem sehr skeptisch dreinblickenden Ministerpräsidenten (S. 1 : "Althaus in Geras Untergrund"!!) lächelnd gezeigt hinter einer Tafel, auf der wir lesen:
"Thüringen bei PISA vorn. Wo die CDU regiert, läuft es besser."
Vielleicht stimmt das ja. Vielleicht hat aber auch der Lehrer Kraus aus Vilsbiburg recht, der die PISA-Studie unlängst im "Nordbayerischen Kurier" begründet einen "großen Schwindel" nannte.

Mit der Unterscheidung zwischen Lüge und Irrtum auch beruflich gern gefaßt, voller Achtung und Respekt vor dem Vorsitzenden des Deutschen Lehrerverbandes, dem Bundesland seiner Herkunft und seines wie meines Wirkens sowie beseelt von dem Wunsch, zusammenzudenken, was nicht getrennt gehört, habe ich nun Mühe:

Wer hat recht?

Wenn PISA gegen meine und Herrn Kraus` feste Überzeugung kein Unsinns- Zertifikat sein sollte, sähe ich die Union erneut uneins: Denn wo die CSU regiert, läuft es (so jedenfalls die Massenmedien- Propaganda) noch besser.

Nun die sehr ernste Frage: Woher nehmen Sie als Steuerberaterin die Gewißheit, daß "PISA" Wissenschaft und kein Betrug daran ist?

Eine zweite Frage füge ich auch noch an:
Würden Sie, z.B. zur Familienministerin gewählt, weiterhin den über lange Jahre Bundes- und Landesministerien sowie Parteien aller Farben beratenden und gleichwohl keine Einigkeit in Bildungsfragen (und keine "PISA- Homogenität") bewirkenden Leiter des Münchner "IFP" als Hauptberater konsultieren?

Und nun die letzte Frage zur Bildung:

Halten Sie die täglichen "Wasserstandsmeldungen" bzw. "Meinungsbarometrien" zu unseren momentanen Wahlüberlegungen für eine - und sei es wissenschaftlich nachprüfbare - Maßnahme zur Bildung der Wähler im Land Goethes, Schillers, Brechts, Nietzsches, Marx, der Frauen Maria Sibylla Merian, Rosa Luxemburg,Hildegard Hamm- Brücher, Ricarda Huch und Christa Wolf u.v.v. a.?

Mit freundlichen Grüßen

W. Meißner

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Sehr geehrter Herr Meißner,

ich bedanke mich für Ihr Interesse. Auch ich habe die Diskussion um PISA und Josef Kraus’ Kritik verfolgt. Selbst wenn ich in meiner Eigenschaft als Steuerberaterin und Spezialistin für Haushalts- und Steuerfragen nicht speziell bildungspolitisch orientiert bin, sehe ich doch Schwierigkeiten in der Diskussion und stehe Herrn Kraus’ Kritik kritisch gegenüber. Auffällig sind an seiner Argumentation zum einen Widersprüchlichkeiten wie z.B. bei zitierten Statistiken, deren inflationäre Benutzung Herr Kraus zwar einerseits kritisiert, sich andererseits aber gerade auf eine ebenfalls große Anzahl solcher Zahlenwerke beruft. Außerdem fällt mir auf, dass der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbandes im Untertitel „Unsere Kinder sind besser als ihr Ruf“, nicht die sich zwingend stellende Frage nach der Qualität der Schulen, wohl aber nach der der Kinder stellt. Es ist in diesem Zusammenhang auch schon zumindest verwunderlich, dass Herr Kraus in seiner Verteidigung des hiesigen Schulsystems die Ausländerkinder herausrechnet. Auf der anderen Seite überzeugt mich das rigorose Vorgehen und das durch mehrere Institutionen erarbeitete Verfahren des nationalen Bildungsvergleichs, das auf Fragen und Aufgaben aus dem internationalen Pisa-Test sowie auf spezifischen Ergänzungsfragen beruht. Des Weiteren sehe ich den Wert des Lernvergleichs nicht so sehr in einer absoluten Ranglistenerstellung sondern wohl eher in einem Wettbewerbsansporn an die Länder, aber auch an Eltern und selbstverständlich Lehrer, gemeinsam für eine bessere Zukunft unserer Kinder zu handeln. Denn gerade in dieser Hinsicht haben wir Thüringer bei der letzten Vergleichsrunde unsere zurückliegenden Bemühen zeigen können. In diesem Sinne und in Bezug auf ihre zweite Frage sehe ich den so entzündeten Wettbewerb, der durch die Ungleichheit der Länder hervorgerufen wird, nicht als Bremsklotz zum Pisa-Sieger sondern als ständigen Ansporn. Eine Pisa-Homogenität ist auf dieser Grundlage weder erstrebenswert noch möglich, da dem eine homogene Bildungs- und Lebenslandschaft im Bund vorliegen müsste, was aber zum Wohle von kultureller Vielfalt, Subsidiarität und Selbstbestimmung durch die föderale Ordnung der Bundesrepublik und auch ganz einfach logischerweise nicht gegeben ist. Aus diesem Grunde finde ich es richtig und wünschenswert, viele Meinungen und Erfahrungen einzuholen, um schlussendlich eine ausgewogene Entscheidung treffen zu können. Eine CDU Familienministerin wird sich dieser meiner Meinung anschließen und nicht von vorn herein bestimmte Personen wie etwa den Leiter des Münchner IFP ausschließen. Die Meinungsbarometer sind, bezüglich ihrer dritten Frage, meiner Meinung nach nicht als „Maßnahme zur Bildung der Wähler“ gedacht. Sie sind im Zuge der Wahlkämpfe im Interesse der Wahlkämpfer als Zukunftstest und eine Art der Mobilisierung sowohl der Wähler als auch der Wahlkämpfer entstanden. Ich persönlich trete immer wieder dafür ein, diese Momentaufnahmen der Wählerstimmung nicht über zu bewerten und arbeite deswegen weiterhin daran, so viele Wähler wie möglich mit Argumenten davon zu überzeugen, was wir als CDU/CSU nicht nur wegen Pisa vertreten: „Wo die CDU regiert, läuft es besser.“

Ich verbleibe mit besten Grüßen und Wünschen
Antje Tillmann

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