Frage an Antje Tillmann von Heike R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Tillmann,
seit dem Jahr des "Flüchtlingsansturms" stelle auch ich zunehmend fest, wir sind zu einem Land der Verdächtigungen und Denunziationen geworden. Von dominierenden Narrativen abweichende Meinungen werden viel zu oft nicht konstruktiv diskutiert, sondern mit den üblichen Totschlagargumenten ins vermeintliche Abseits gestellt. Immer wieder geht es dann um die pauschalen Vorwürfe des Rechtsextremismus, Linksextremismus, Rassismus, Kommunismus, Militarismus und ganz allgemein der Verfassungsfeindlichkeit. Wir brauchen dagegen gerade in einer sich zunehmend polarisierenden Gesellschaft mehr Offenheit und Toleranz, oder? Was meinen Sie, wie konnte ein solches politisches Klima gedeihen und die Gesellschaft so nachhaltig vergiften? Was ist die Ursache und weshalb geht man gegen dieses widerliche, reflexartige "denunziantentum" nicht wirksam vor?
H. R.
Sehr geehrte Frau R.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage.
Nicht erst seitdem Deutschland im Zuge der Flüchtlingskrise 2015 eine Vielzahl Schutzsuchender aufgenommen hat, stelle ich fest, dass die geführten Debatten in ihrer Fülle und Intensität sowohl die öffentliche Wahrnehmung prägen, als auch in Familien und Beruf zunehmen. Ähnliche Diskussionen hat es aber in der Vergangenheit beispielsweise bei der „Griechenlandrettung“, der Einführung der Harz IV Gesetze oder auch beim NATO-Doppelbeschluss gegeben.
Zwar begrüße ich es sehr und es stimmt mich zuversichtlich, dass wir als Gesellschaft derartige Debatten offen führen und Menschen im Ergebnis dazu bewegen, sich einzubringen und ehrenamtlich zu engagieren. Dennoch blicke ich zugleich mit Sorge auf das politische Klima in unserem Lande, was durch extreme Parteien regelmäßig angeheizt wird und zu einer gesellschaftlichen Spaltung beizutragen droht.
Zudem verlagert sich die öffentliche Auseinandersetzung in den letzten Jahren auch in die sozialen Netzwerke und wird dabei oft verkürzt und unter zum Teil falscher Tatsachengrundlage dargestellt. Dadurch entstehen leider Falschmeldungen, die, teils absichtlich, in Umlauf geraten und zu Verunsicherung wie Misstrauen beisteuern.
Umso wichtiger bleibt es, das wir seitens der Politik aber auch untereinander die Debatten ohne Tabus inhaltlich sachlich führen und in ihrer Art und Weise stets in einem fairen Rahmen austragen. Hierfür setze ich mich bei einer Vielzahl von Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern in meinem Wahlkreis aber auch in den sozialen Medien ein.
Mit freundlichen Grüßen
Antje Tillmann