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Annette Widmann-Mauz
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Frage von Wolfgang S. •

Frage an Annette Widmann-Mauz von Wolfgang S. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Widmann-Mauz,

Sind Sie in Ihrer Arbeit/politischen Entscheidung für den Anbau von gentechnisch manipulierten Pflanzen (Gen-Saatgut), für die Aufzucht von gentechnisch manipulierten Tieren (Gentechnik im Futtermittel) und für die gentechnische Manipulation von Menschen (z.B. gentechnisch verunreinigte Nahrungsmittel (Zusatzstoffe, etc. und gentechnisch veränderte Impfstoffe)?

Mit welchen Nebenwirkungen haben Pflanzen, Tiere und Menschen zu rechnen?
Ich möchte hiermit auch die Beweisfrage bezüglich
„Unschädlichkeit der Gentechnik„ stellen.
Wo ist empirisch-wissenschaftlich nachgewiesen, dass keine schädigende Wirkung auf Menschen, Tiere und Pflanzen eintreten? Bitte mit genauer Quellenangabe.

Wie stehen Sie zu der Entwicklung, dass Gentechnik Armut verschlimmert (z.B. Indien), d.h. durch Preis-Eskalation von Saatgut, Dünger und Pestiziden? Was tun Sie dagegen?

Mit freundlichem Gruß

Wolfgang Silbermann

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Silbermann,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 26. November. Aus Ihren Zeilen entnehme ich, dass Sie erhebliche Bedenken bezüglich der Sicherheit von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) haben. Ich möchte Ihnen deshalb zunächst einmal Informationen über das Zulassungsverfahren bei der „grünen Gentechnik“ zukommen lassen.

Mit der EU-Freisetzungsrichtlinie 2001/18/EG regelt in der Europäischen Union eine zentrale Rechtsvorschrift das Genehmigungsverfahren für die „Inverkehrbringung“ und „Freisetzung“ gentechnisch veränderter Organismen (GVO) in die Umwelt.

Dazu müssen in einem abgestuften Verfahren gentechnisch veränderte Pflanzen während jedes Entwicklungsschrittes vom Labor über Gewächshaus- und Freilandversuch auf ihre Sicherheit für Mensch, Tier und Umwelt getestet werden. Wenn alle Stufen erfolgreich durchlaufen wurden, wird eine Genehmigung zur Inverkehrbringung erteilt. Die Freisetzungsrichtlinie von 2001 sieht nach Anbauzulassung spezielle begleitende Beobachtungsprogramme vor. Dieses „Monitoring“ soll weitere Erkenntnisse über Wechselwirkungen zwischen gentechnisch veränderten Pflanzen und Öko-Systemen liefern.

Eine Zulassung für GVO´s wird EU-weit und national nur dann erteilt,
- wenn genügend wissenschaftliche Daten vorhanden sind, um die Sicherheit des betreffenden Produkts bewerten zu können,
- wenn das gentechnisch veränderte Lebensmittel als genauso sicher eingeschätzt wird wie ein vergleichbares konventionelles Produkt,
- wenn der Antragsteller ein Verfahren zur Verfügung stellt, mit dem der jeweilige GVO jederzeit nachgewiesen und identifiziert werden kann.

Sie fragen nach Beweisen für die Sicherheit von GVO: Dazu gibt es in den letzten Jahren weltweit eine Fülle von Untersuchungen, ich will nur einige herausgreifen. So hat im Juni 2005 das Institut für Tierernährung der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig (heute Kühne-Institut) seine Ergebnisse über die Verfütterung von gentechnisch verändertem Mais und Sojabohnen vorgestellt. Es konnten keine Unterschiede zwischen dem herkömmlichen Futter und dem Futter von GVO festgestellt werden. Es war sogar so, dass die Futterqualität von gentechnisch verändertem Mais besser war als bei herkömmlichen Mais, weil er weniger mit Pilzgiften belastet war.

Mitte 2005 hat auch die Weltgesundheitsorganisation WHO festgestellt, dass heute erhältliche Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Organismen sicher sind. Im September 2008 hat die gemeinsame EU-Forschungsstelle, das europäische Joint Research Center (JRC) nach einer intensiven wissenschaftlichen Studie festgestellt, dass von gentechnisch veränderten Pflanzen keine Gefahren für die Gesundheit ausgehen. Seriöse Informationen zu dieser Thematik können Sie auch unter den Internetadressen: www.biosicherheit.de und www.transgen.de bekommen.

Sie sprechen auch gentechnisch veränderte Impfstoffe an. Ich darf Sie darauf hinweisen, dass gerade im med. Bereich die sog. „rote Gentechnik“ weit verbreitet ist, zum Nutzen der Menschen.

Weltweit werden inzwischen über 100 Mio. ha gentechnisch veränderte Pflanzen auf der Welt angebaut. Aufgrund des Eiweiß-Defizites in der EU kommen gentechnisch veränderte Futtermittel nach Deutschland, die Soja-Einfuhr beläuft sich auf rund 4 Mio. t jährlich.
Nachdem alles, was durch den Tiermagen gegangen ist, nicht gekennzeichnet werden braucht, ebenso wie gentechnisch veränderte Enzyme, meint ein Großteil der Bevölkerung, dass er mit Gentechnik noch nicht in Berührung gekommen ist. Experten der Lebensmittelbranche stellen fest, dass bei konsequenter Kennzeichnung 80 % unserer Lebensmittel als gentechnisch verändert auszuzeichnen wären.

Bezüglich Ihrer Anmerkungen zum Einsatz grüner Gentechnik in Indien möchte ich Sie auf den Artikel im Spiegel (47/2008) hinweisen, mit der Überschrift „Freispruch für Gen-Baumwolle“. Hier die wichtigsten Aussagen: Forscher des unabhängigen International Food Policy Research Institute (IFPRI) haben festgestellt, dass die gentechnisch veränderte Baumwolle für Indien und seine Bauern ein Erfolg ist. Das Land habe seine chronisch schwache Ernte innerhalb von 5 Jahren fast verdoppeln und sich vom Baumwoll-Importeur zum zweitgrößten Exporteur wandeln können. Die Einkommen der meisten Landwirte hätten sich dabei positiv entwickelt. Ihr Verbrauch an Pflanzenschutzmitteln habe wegen der schädlingsresistenten Pflanzen um ein Drittel abgenommen. Die oft zitierten Selbstmorde von indischen Bauern seien eindeutig nicht auf die Gentechnik zurückzuführen.

Die Potenziale und Möglichkeiten der Gentechnik lassen sich nur Schritt für Schritt erschließen und sind heute noch nicht absehbar. Viele Menschen begegnen dem Fortschritt in der Gentechnik mit Skepsis und Unbehagen. Hier muss die Politik klare, umsichtige und vorausschauende Rahmenbedingungen für Wissenschaft und Forschung setzen. Im christlichen Verständnis von Verantwortung heißt dies für mich: Die Schöpfung bewahren und die Zukunft gewinnen. Wissenschaft und Technik sind Ergebnisse der uns Menschen eigenen Freiheit. Ohne Verantwortung kann Freiheit jedoch nicht gelebt werden. Deshalb müssen wir immer wieder Sorge dafür tragen, dass technischer Fortschritt human, sozial und ökologisch vertretbar und in seinen Folgen abschätzbar gestaltet wird. Dieser Auftrag entlässt uns aber nicht aus der Verpflichtung, mit großem Nachdruck auch neue technische Antworten auf den Hunger und die Krankheiten in unserer Welt zu finden.

Ich hoffe, Ihnen mit diesen Informationen die gegenwärtigen Bestimmungen und Entwicklungen im Bereich der Gentechnik transparent dargestellt zu haben

Mit freundlichen Grüßen

Gez. Annette Widmann-Mauz MdB

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