Frage an Annette Widmann-Mauz von Thomas S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Guten Tag Frau Widmann-Mauz,
Das Bundesinnenministeriums, die Integrationsbeauftragte und das Bundesamts für Migration und Flüchtlinge wollen das Pilotprojekt "Neustart im Team“ starten. In diesem sollen 500 Schutzbedürftige, die im Rahmen eines humanitären Aufnahmeverfahrens nach Deutschland kommen, von Mentoren begleitet werden.
Ihre Person wird in dem Artikel wie folgt zitiert:
"„Viele Menschen wollen sich ehrenamtlich einbringen“, sagt denn auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz. Aber viele der Ehrenamtlichen fühlten sich vom Staat im Stich gelassen: Kreative Lösungen mussten sie im Alleingang finden."
1. Haben Sie dieses Zitat so getroffen?
2. Wenn ja, was bedeutet für Sie der Ausdruck "viele Menschen wollen sich ehrenamtlich einbringen"?
3. Von wie vielen Menschen reden Sie da und auf welche Belege stützt sich Ihre Aussage?
4. Wenn sich wirklich viele der Ehrenamtlichen vom Staat im Stich gelassen fühlen würden, läuft dann in der Integrationspolitik seit Jahren nicht eine Menge falsch?
5. Wären Sie als Integrationsbeauftragte für dieses Manko nicht mitverantwortlich?
Im Artikel wird der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium Stephan Mayer mit der Aussage zitiert, dass von den im Rahmen dieses Pilotprojekts agierenden ehrenamtlichen Mentoren erwartet würde, dass diese nicht nur unbezahlt mitarbeiten, sondern auch finanzielle Verpflichtungen übernehmen.
Warum sollen Bürger/innen neben unbezahlter Arbeit auch noch finanzielle Leistungen in einem Aufgabenbereich erbringen, der originär eine Aufgabe des Staats ist?
Lässt mit diesem Projekt der Staat die hier beteiligten Bürger/innen nicht gleich doppelt im Stich?
Viele Grüße T. S.
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Fragen zum Programm „NesT“ (Neustart im Team), die ich Ihnen gerne beantworte.
Sie zitieren mich mit dem Satz „Viele Menschen wollen sich ehrenamtlich einbringen“. Ja, viele Menschen wollen sich ehrenamtlich engagieren und tun dies auch. Das gilt auch für das Engagement in der Flüchtlingshilfe. Das zeigen bundesweit etwa die vielen Nachbarschaftsinitiativen und Unterstützerkreise. Zahlen zum Engagement können Sie zum Beispiel nachlesen im Ergebnisbericht „Engagement in der Flüchtlingshilfe“ (2018), erhoben vom Institut für Demoskopie Allensbach, herausgegeben vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Demnach haben sich 55% der Bevölkerung seit 2015 für die Unterstützung von Flüchtlingen eingesetzt: 19% mit aktiver Hilfe (Freizeitangebote, Sprachunterricht, Begleitung bei Behördengängen oder Patenschaften), die anderen mit Sach- oder Geldspenden.
Dieses Engagement zeichnet unser Land aus und ist ein starkes Zeichen gelebter Solidarität. Das Programm „NesT“ will daran anknüpfen: Hier arbeiten Staat und Zivilgesellschaft Hand in Hand, um als besonders schutzbedürftig anerkannte Flüchtlinge beim Ankommen in Deutschland zu unterstützen. Mentorinnen und Mentoren helfen bei Behördengängen, bei der Suche einer Wohnung oder eines Ausbildungs- oder Arbeitsplatzes. So kann die erfolgreiche, gesellschaftliche Integration erleichtert werden. Die Mentorinnen und Mentoren werden bei ihrem Engagement, das sie selbstverständlich freiwillig aufnehmen, von einer zivilgesellschaftlichen Kontaktstelle begleitet und beraten. Mehr Informationen zum Programm finden Sie hier: https://www.integrationsbeauftragte.de/resource/blob/389914/1606258/e39e48cb0c7662c600652b3f9a0e82d3/nest-flyer-data.pdf
Mit freundlichen Grüßen
Annette Widmann-Mauz MdB