Frage an Anne Franke von Michael S. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrte Frau Franke,
Sie geben vor, nicht gegen den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen, sondern nur gegen dessen Betriebserweiterung zu sein. Tatsache ist aber, daß der Flugplatz mit dem bisherigen Minimalflugverkehr (bedingt durch sehr hohe Fixkosten und viel zu geringe Einnahmen) hohe Verluste generiert und bei Beibehaltung des Status quo keine Besserung in Sicht gewesen wäre. Eine Erhöhung der Entgelte fuer die Flugplatznutzer (über das ohnehin schon extrem hohe Niveau hinaus) kommt nicht in Betracht: Bei einer Umlegung des gesamten Defizits auf die wenigen Flugzeuge wäre das Gebührenniveau geradezu außerirdisch.
Ohne die Betriebserweiterung besteht daher die Gefahr, daß die EADS den Flugbetrieb in Oberpfaffenhofen wegen dauerhafter Unwirtschaftlichkeit einstellen muß. Dies kann von einem Tag auf den anderen passieren, denn an einem Sonderflughafen ohne Betriebspflicht endet der Flugbetrieb am selben Tag, an dem die Zulassung seitens des Betreibers zurückgegeben wird. Die Folge davon wäre, daß die auf den Flugbetrieb angewiesenen Unternehmen (mit insgesamt ca. 2000 Arbeitsplätzen) den Standort Oberpfaffenhofen in kürzester Zeit verlassen müßten.
Es geht also bei der Betriebserweiterung nicht um das wirtschaftliche Wohlergehen der EDMO GmbH oder der EADS, sondern um die Existenz der Luftfahrtunternehmen am Standort!
Mich würde daher interessieren, welche realistische Alternative Sie zur Betriebserweiterung sehen, ohne den Flugplatz in seinem Bestand zu gefährden.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Stock
Sehr geehrter Herr Stock,
Ihre Frage trifft den Kern des Problems.
Am besten kann ich Ihnen mit dem Beispiel aus der Vergangenheit antworten. Solange Dornier, später Fairchild den Flughafen betrieben, war der Sinn und Zweck des Flughafens, für benötigte Wartungs- und Forschungsflüge zur Verfügung zu stehen. Jeder zusätzliche Flug musste über die Wartungsaufträge abgerechnet werden. Es wurden also aus Kostengründen nur wirklich nötige Flüge gemacht. Dazu gab es seit langer Zeit die Sportflieger, die soviel ich weiß, keine hohen Start- und Landegebühren bezahlen (mich würde aber mal wirklich interessieren, wie hoch die Gebühren genau sind, haben Sie Zahlen?) und die Ausnahmegenehmigungen, die relativ locker z.B für Geschäftsflieger aus unserem Landkreis erteilt wurden.
Seit 2002 hat sich mit der Übernahme durch die Edmo der Sinn und Zweck des Flughafens diametral umgedreht. Jetzt soll durch die Lande- und Startgebühren Geld verdient werden. Man will also möglichst viele Flugbewegungen. Sicherlich sagt die Edmo bereits jetzt, dass sie damit nicht kostendeckend arbeiten wird, sondern mit weiterer Ansiedlung von luftfahrtaffinem Gewerbe rechnet und hauptsächlich über die Pachteinnahmen ihre Kosten decken wird.
Jeder, der vergleichbare Flughäfen betrachtet, sieht, dass die Betriebspflicht erstmal eine horrende Kostensteigerung mit sich bringt – das Personal für Abfertigung und Sicherheit incl. Feuerwehr muss in zwei Schichten ( ca. 40 Arbeitskräfte)vorgehalten werden. Dies rentiert sich wohl erst ab ca. 50.000 Flugbewegungen.
Vorher kann Edmo auf diesem Sektor nicht gewinnbringend arbeiten. Ausdehnungen über die 9725 in der Genehmigung genannten Flugbewegungen sind vorprogrammiert und ohne Schwierigkeiten nach zu genehmigen, da das Luftrecht kleine zahlenmäßige Beschränkung kennt. Auch jetzt haben sich bereits mehrere zusätzliche Betriebe angesiedelt, die gar nichts mit Luftfahrt zu tun haben, wie zum Beispiel Webasto. Die Lage ist günstig an der Autobahnausfahrt. Über Pachteinnahmen luftfahrtaffiner oder anderer Betriebe könnte Edmo also zusätzlich Einnahmen erzielen, dazu sind keine Geschäftsflieger nötig, denn Wartungsflüge konnten jederzeit durchgeführt werden.
Ich möchte die jetzt vorhandenen, nach meinen Zahlen – diese schwanken ja je nach Quelle sehr – 3000 Arbeitsplätze (1500 bei der DLR, diese Zahl ist gesichert und 1500 bei RUAG und anderem ansässigen luftfahrtaffinem Gewerbe) erhalten. Die Kosten bei Nichtbetiebsplicht sind wesentlich geringer, wie Sie wissen.
Die DLR hat jetzt schon angemahnt, dass Betriebspflicht und Forschungsflüge nicht zusammenpassen, da dann die Start- und Landebahn nicht mehr für einen halben Tag gesperrt werden kann. Wollen Sie, dass die DLR weichen muss? Das kann doch nicht in Ihrem Sinne sein.
Übrigens besteht auch die große Gefahr, dass die Sportfieger weichen müssen, weil sie nicht die erwartet hohen Einnahmen bringen und den umsatzträchtigeren Geschäftsflugzeugen und Lufttaxis im Weg stehen. In diesem Zusammenhang wurde immer wieder Jesenwang genannt. Auch das fände ich keine gute Entwicklung.
Es gäbe dazu noch viel zu sagen. Ich höre jetzt erst mal auf, damit es nicht zu lang wird.
Mit vielen Grüßen
Anne Franke