Frage an Anna Lührmann von Jan-Erik H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Lührmann,
Sie sind ja recht jung in den Deutschen Bundestag gewählt worden.
Dazu hätte ich folgende Fragen, die Sie mir vielleicht beantworten können:
1. Wie wurden Sie als junger MdB aufgenommen?
2. Welche Vorteile und Nachteile hatten Sie?
3. Haben Sie oftmals Differenzen vor allem mit älteren MdBs?
4. Halten Sie es für gut, dass Abgeordnete (abgesehen davon , dass es natürlich rechtlich möglich ist) so früh in Parlamente kommen?
5. Planen Sie den DBT noch über weitere Wahlperioden anzugehören?
6. Wird Ihre fachliche Kompetenz vor allem in Fragen, die die jüngere Generation bewegt geschätzt oder werden Sie eher nicht ernst genommen, da der Anteil von jungen MdBs recht gering ist.
7. Wie schaffen Sie es neben der zeitlichen Beanspruchung andere Interesse (Familie, Freizeit,...) unter einen Hut zu bringen?
Gestatten Sie mir die Zusatzfrage: Was sagte Ihre Familie dazu, dass Sie so früh in den DBT kamen?
Vielen Dank.
Herzliche Grüße
Jan-Erik Hansen
Sehr geehrter Herr Hansen,
vielen Dank für Ihre Fragen.
1. Wie wurden Sie als junger MdB aufgenommen? Ich wurde als junger MdB sehr gut aufgenommen. Klar ist es am Anfang relativ schwer sich gegenüber anderen Parlamentariern bzw. der Regierung durchzusetzen. Doch rückblickend machen alle neugewählten Bundestagsabgeordneten diese Erfahrungen - egal ob alt oder jung.
2. Welche Vorteile und Nachteile hatten Sie? Mein junges Alter hat sich schnell vom Nachteil zum Vorteil entwickelt, denn nachdem ich zu Beginn oft unterschätzt wurde, konnte ich bald durch Kompetenz überzeugen. Dies hat viele Kollegen positiv überrascht.
3. Haben Sie oftmals Differenzen vor allem mit älteren MdBs? Ich glaube nicht, dass ich tendenziell mit älteren MdBs mehr oder andere Differenzen habe, als mit jungen. Das hängt eher von den Inhalten ab.
4. Halten Sie es für gut, dass Abgeordnete (abgesehen davon , dass es natürlich rechtlich möglich ist) so früh in Parlamente kommen? Ich bin überzeugt davon, dass im Bundestag möglichst viele verschiedene Bevölkerungsgruppen vertreten sein sollten. Insofern halte ich es für gut, wenn Junge und Alte, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Müller und Juristen, Nord-, Süd-, Ost- und Westdeutsche, Hetero-, Homo- und Transsexuelle usw. vertreten sind.
5. Planen Sie den DBT noch über weitere Wahlperioden anzugehören? Nein. Ich hatte mir von Anfang an vorgenommen, höchstens zwei Legislaturperioden dem Bundestag anzugehören und bewerbe mich deshalb bei meiner Partei für die kommenden Bundestagswahlen nicht mehr um einen Listenplatz. Auch wenn ich mir vorstellen kann, mich irgendwann wieder um ein politisches Mandat zu bewerben, wäre es doch der falsche Weg für mich, mein gesamtes Leben in der Politik zu verbringen. Nach 2009 plane ich in den Sudan zu gehen und in der Entwicklungszusammenarbeit zu arbeiten.
6. Wird Ihre fachliche Kompetenz vor allem in Fragen, die die jüngere Generation bewegt geschätzt oder werden Sie eher nicht ernst genommen, da der Anteil von jungen MdBs recht gering ist. Als Mitglied des Haushaltsausschuss fühle ich mich von meinen Kollegen, egal welchen Alters, durchaus Ernst genommen. Es gibt einige Ausnahmen, die ein Problem mit mir haben, weil ich eine junge Frau bin, aber diese Einzelfälle kann auch ich nicht Ernst nehmen.
7. Wie schaffen Sie es neben der zeitlichen Beanspruchung andere Interesse (Familie, Freizeit,...) unter einen Hut zu bringen? Durch konsequente Planung und gute Organisation schaffe ich mir Freiräume für mein Privatleben. Ich bin jedoch gespannt, wie meine Tochter ab Juli dann in meinen Terminkalender durcheinander bringen wird...
Viele Grüße,
Anna Lührmann