Frage an Anna Christmann von Frank B. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Hallo Anna,
ich hoffe Duzen ist für dich ok, auch wenn man sich nicht kennt aber ich meine für euch ist das OK. Falls nicht hoffe ich dennoch nicht respektlos und unhöflich zu erscheinen. Zur Frage: Ich denke die viele Menschen sind sich einig, dass der Schutz unseres Lebensraumes oberste Priorität hat und die derzeitige Lage des Weltklimas ein ziemliches Problem darstellt. Nun gibt es Stimmen aus der Wissenschaft, die nahelegen, das die Überfischung der Ozeane ein gravierendes Problem darstellt. Sei es durch die Dezimierung der Bestände sowohl gewollt als auch ungewollt (Beifang, sterben von Seevögel, etc.). Auch der Anteil an Netzen und anderen Kunststoffartefakten aus der Fischerei scheint den Anteil an Consumer Kunstoff geradezu lächerlich gering erscheinen zu lassen. Weiterhin sorgt die Subventionierung des Fischfangs durch Europa zur Verarmung afrikanischer Fischer und ist damit auch ein brandbeschleuniger für die Hungersnöte in Afrika. Als nächstes geht man derzeit wohl auch davon aus, das die Weltmeere für 85% der Sauerstoffproduktion zuständig sind, angetrieben zu großen Teilen durch die Exkremente von Walen und Delphinen.
Es entsteht für mich also der Eindruck, das eine Fortführung der kommerziellen Hochseefischerei so längst nicht mehr tragbar ist und eigentlich nur eine logische Konsequenz folgen kann: eine massive Ausdehnung der Schutzzonen in deutschen - noch besser europäischen - Gewässern mit dem absoluten Verbot von industrieller Fischfangs und eine Regulierung des Fischfangs sowie ein Stopp der Subvention der industriellen Fischerei. Fischfarmen sind dabei kein angemessener Ersatz da dort die Tiere unfassbares Leid ertragen müssen.
Wo stehst du in dieser Frage, wo stehen die Grünen?
Sehr geehrter Herr Brodbeck,
sie sprechen ein wichtiges Problem an, das uns GRÜNE fortwährend antreibt: Der Schutz der Natur und den natürlichen Ökosystemen, in diesem Falle den natürlichen Fischbeständen. Wir kämpfen für das Ökosystem Meer!
Wir kritisieren seit Jahrzehnten einen rücksichtslosen und großindustriell betriebenen Fischfang, der die Erholung und das intakte Bestehen natürlicher Fischbestände missachtet. Daher haben wir uns auch in den letzten Jahren mit vielen Anträgen und Initiativen im Bundestag für den Meeresschutz eingesetzt.
Wir wollen u.a. die Stell- und Grundschleppnetzfischerei in Schutzgebieten unterbinden. Gerade in besagten und von Ihnen angesprochenen Schutzgebieten kommt es – z.B. laut einer Auswertung des GEOMAR Kiel – absurderweise zu besonders hoher Überfischung bzw. Fischereiintensität (https://www.geomar.de/news/article/meeresschutzgebiete-nicht-sicher/). Wir wollen daher hier Null-Nutzungszonen einrichten, in denen sich Fischbestände wieder komplett erholen können und die deutlich zu wenig erstgenommene Überprüfung der Schutzzonen in Nord- und Ostsee intensivieren. Zudem wollen wir ein globales Netzwerk von Schutzgebietszonen sicherstellen, das 30% der globalen Seefläche beinhalten soll. Auch die Fischereiabkommen mit Entwicklungsländern wollen wir grundsätzlich auf ihre ökologische und soziale Verträglichkeit hin prüfen ebenso wie importierte Fische und Meeresfrüchte strengen Kontrollen unterzogen werden müssen. Auch die von Ihnen angesprochenen Subventionen der großindustriellen Fischerei wollen wir einstellen und die Fischereisubventionen auf eine ökologische Meeresnutzung ausrichten. Ebenso sprechen wir uns gegen die Wiedereinführung von Subventionen für den Bau neuer Fischereischiffe in der Europäischen Union aus, die immer wieder thematisiert wird (mehr dazu auch hier: https://dserver.bundestag.de/btd/18/123/1812380.pdf).
Lassen Sie mich zudem noch einen Satz zu der von Ihnen erwähnten großen Problematik der Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll sagen. Wir müssen hier handeln, die Verschmutzung der Meere ist eine der größten globalen Umweltkatastrophen. Wir wollen daher nicht nur die Recyclingquote für Plastik erhöhen und schädliche Müllexporte aus Deutschland (z.B. nach Asien) stoppen sondern auch die stoffliche Herstellung von Plastik aus Erdöl besteuern wie bei jeder anderen Verwendung von Erdölerzeugnissen, z.B. als Kraftstoff, Steuern anfallen. Die Verwendung von Mikroplastik z.B. in der Herstellung von Kosmetika wollen wir auf absehbare Zeit zudem komplett unterbinden. Gleichzeitig müssen wir noch mehr in die Entwicklung von nachhaltigen Alternativen zu Plastik für Industrieanwendungen und Verbraucherprodukte investieren und die Forschung dazu stärken, wie wir bereits entstandenen Schaden der Verschmutzung unserer Weltmeere beheben können und bedrohte Ökosysteme schützen.
Für einen weiteren Einblick, was wir für den Schutz der Meere tun möchten, lohnt sich auch ein Blick in unser aktuelles Bundestagswahlprogramm (z.B. ab Seite 44): https://cms.gruene.de/uploads/documents/Wahlprogramm-DIE-GRUENEN-Bundestagswahl-2021_barrierefrei.pdf
Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit ihre Fragen beantworten.
Mit freundlichen Grüßen,
Anna Christmann