Frage an Anjes Tjarks von Karsten M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Tjarks,
ich bin kein Hamburger, doch mich verbinden nicht nur liebe Verwandte mit der Freien Hansestadt Hamburg, sondern Hamburg ist für mich der Inbegriff von Freiheit, Bürgerrechten, die Heimat Helmut Schmidts und last but not least, die schönste Stadt der Welt. Immer wenn in Deutschland über eine direkte Demokratie in Form einer Volksabstimmung vergleichbar dem Schweizer Vorbild diskutiert wurde, warfen deren Gegner ein, dass sich ein solches System in einem ungleich größeren Land wie der Bundesrepublik, nicht umsetzen ließe. Das mag richtig sein? Begründet ist aus meiner Sicht aber auch die Angst, dass Lobbyisten, namenhafte Politiker die zu Lobbyisten wurden und solche die noch Lobbyisten werden möchten; ein schier unersättliches und verantwortungsloses Bankensystem und nicht zuletzt auch Aktiengesellschaften, die dem ebenfalls unersättlichen Profitanspruch ihrer Investoren enger verbunden sind, als den Menschen, die diese Firmen Tag für Tag zu dem machen, was sie sind, dabei sind, unsere Demokratie vollends vor die Wand zu fahren. Schon in der Schule haben wir gelernt, dass die Demokratie ein sehr empfindliches Pflänzchen - gleichzeitig aber unser höchstes Gut ist, was es zu schützen aller Anstrengungen Wert ist. Genau aus diesem Grund schreibe ich Ihnen heute diesen Brief. Ich bitte Sie um nicht mehr, als auf dieses Pflänzchen, um der Bürger willen, die ihr ganzes Vertrauen in Sie gesetzt haben, gut aufzupassen. Denn, wenn wir nicht einmal mehr den Menschen Vertrauen schenken können, die einst versprochen haben, sich für das Wohl der Bürger einzusetzen, wem sollen wir dann noch vertrauen? Doch wie geht Demokratie ohne Vertrauen?
Mit hanseatischen Grüßen
K. M.