Frage an Anjes Tjarks von Vera M. bezüglich Wirtschaft
Ich finde es erstaunlich, dass sich der Senator persönlich für die Schleckermitarbeiter einsetzt.Diese haben zumindestens die Möglichkeit bei anderen Discountern einen neuen Arbeitsplatz zu finden.
Hamburg hat offensichtlich noch nicht gemerkt, dass sie als Filmstandort stirbt!
Das letzte Kopierwerk der Stadt soll geschlossen werden,obwohl es hier Möglichkeiten gibt Arbeitsplätze zu erhalten und die Dienstleistung weiterhin anzubieten.
Dies hat Auswirkungen auf alle Filmproduktionsfirmen und Kreative der Stadt Hamburg.Sie werden Hamburg verlassen müssen.
Hamburg verkommt zum Drehort.
Sehen Sie eine Möglichkeit die Dienstleistung durch Unterstützung der Stadt in Hamburg zu halten und damit den Filmstandort Hamburg zu stärken?
Vera Mewing
Sehr geehrte Frau Mewing,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage zur Schließung des letzten Kopierwerks in Hamburg und ihrer Kritik an der Hilfe für die Schlecker-Beschäftigten.
Der Verlust von Arbeitsplätzen muss immer ernstgenommen werden. Sie zeigen sich in Ihrer Anfrage verwundert darüber, dass sich Senator Scheele persönlich für die Schleckermitarbeiterinnen und -mitarbeiter einsetzen will. Wir sind uns sicher einig, dass es grundsätzlich positiv ist, wenn sich ein Senator für Arbeitsplätze einsetzt. Das Problem, das ich sehe, ist allerdings, dass derartiges Engagement nur gezeigt wird, wenn der betreffende Betrieb so groß ist, dass viele Menschen von Erwerbslosigkeit bedroht sind und es ein interessantes Thema für die Medien ist. Gerecht ist es nicht, wenn sich die Politik für die Schlecker-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einsetzt, aber für Beschäftigte kleinerer Unternehmen, die auch von Arbeitslosigkeit bedroht sind, nichts anbieten kann. Hinzukommt, dass der Einsatz für die Schleckerbeschäftigten zwar sozial verständlich ist, aber die wirtschaftliche Bedeutung der Schleckerläden eher gering ist. Insofern bin ich zwar nicht verwundert, dass Senator Scheele sich für die Schleckermitarbeiterinnen und -mitarbeiter stark machen will bzw. wollte, aber solche einseitigen Maßnahmen sind immer auch unbefriedigend.
Nun aber zu Ihrer eigentlichen Frage, ob ich eine Möglichkeit sehe, die Dienstleistungen des Kopierwerks durch Unterstützung der Stadt in Hamburg zu halten und damit den Filmstandort Hamburg zu stärken:
Nach meinen Informationen schließt die Cine Postproduction GmbH in diesem Jahr sowohl ihre Kopierwerke in Hamburg und München. Lediglich das Filmkopierwerk in Berlin soll erhalten bleiben. Gleichzeitig sollen die digitalen Dienstleistungen an den Standorten Hamburg, München, Berlin, Köln und Halle ausgebaut werden. Das Aus für die analoge Filmbearbeitung in Hamburg und München wird mit der Umstellung von analoger auf digitale Technik begründet.
Da der zentrale Grund für das Ende des Kopierwerks eine technische Entwicklung ist, die aus meiner Sicht nicht aufzuhalten ist, sehe ich keine sinnvolle Möglichkeit, die alten Dienstleistungen des Kopierwerks in Hamburg zu halten. Immerhin scheint die Cine Postproduction GmbH jedoch die digitalen Dienstleistungen am Standort Hamburg ausbauen zu wollen. Dass wegen der Schließung der Cine Postproduction GmbH nun alle Kreative die Stadt Hamburg verlassen müssen, sehe ich keineswegs. Im Gegenteil kann eine solche - oft schmerzhafte - Entscheidung langfristig oft mehr Arbeitsplätze sichern, als wenn eine technische Entwicklung verpennt wird.
Gerade für die Kreativen haben wir in den letzten Jahren viel angestoßen, um Hamburg attraktiver zu machen. Wir haben die Einrichtung der Hamburg Kreativgesellschaft gesorgt. Sie setzt sich für die Erschließung von geeigneten Immobilien für Kreative ein, für passgenaue Finanzierungsmodelle und für größere Anerkennung und Wertschätzung von kreativen und Filmschaffenden ein. Der unlängst veröffentliche Kreativwirtschaftsbericht zeigt, dass Hamburg damit deutschlandweit Spitze ist.
Ich habe unseren medienpolitischen Sprecher Farid Müller über Ihre Anfrage informiert, damit er ggf. aktiv wird, sollte er als der zuständige Experte hier noch Handlungsmöglichkeiten sehen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Anjes Tjarks