Frage an Angelika Glöckner von Susanne B. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Glöckner,
unter Verweis auf die allermeisten "europäischen Freunde: "Spahn schreibt in seinem Brief, seine "ernsthafte Sorge" sei, dass die Entscheidungslösung nicht wirke. "Allein mehr Ansprache, Aufklärung und Information werden nicht reichen. " https://www.spiegel.de/politik/deutschland/organspende-jens-spahn-wirbt-bei-abgeordneten-fuer-widerspruchsloesung-a-14f7753b-d580-4ef5-b869-f34ed1ac874e
Hat Spahn (aus Ihrer Sicht) recht?
Bericht einer Organentnahme http://www.faz.net/aktuell/politik/organspende-das-war-ein-katastrophaler-ausbau-von-ersatzteilen-12536010.html :
"..Sie hatte einen Motorradunfall gehabt. Wahrscheinlich ist sie mit dem Kopf aufgeschlagen, ...die Leute, die kriegten erst mal gesagt: „Ihre Tochter ist hirntot...Der Oberarzt hat dann gesagt: „Ihrer Tochter nützen die Organe nichts mehr. Jemand anders kann mit den Organen aber weiterleben.... Wenn die Klinikangestellten in den Techniken der Gesprächsführung bewandert sind, dann kriegen sie jemand Unsicheren auch dazu, zuzustimmen...Sie müssen sich vorstellen: Sie haben da einen OP-Tisch mit einem Körper, der ist vom Hals bis knapp über dem Schambereich völlig geöffnet, ...Und dieser ausgeweidete Körper. Das hat mich sehr schockiert.
..Wenn einer der Angehörigen jemals so eine Explantation sehen würde und würde darüber sprechen oder es würde im Fernsehen gezeigt, dann gäbe es keine Einwilligungen mehr zur Organentnahme.
..Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand möchte, dass das mit seinem Körper passiert.
..ich habe beschlossen, dass ich kein Organspender sein möchte. Und konsequenterweise möchte ich auch keine Organe bekommen....".
Ich frage Sie:
Wie ist Ihr Empfinden?
Akzeptieren Sie, dass Menschen nicht sterbend in Stücke zerlegt werden wollen?
Werden Sie per Gesetz und Zwangsmaßnahmen, jeden zur Organ-/Gewebeentnahme heranziehen, der - gehirntot - einen Widerspruch nicht vorlegen bzw. gerichtsfest beweisen kann?
Grüsse
Susanne Bäcker
Sehr geehrte Frau B.,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die Sie über Abgeordnetenwatch am 13. Januar 2020 an mich gerichtet haben. Ich begrüße es sehr, dass Sie sich mit dem sensiblen Thema der Organspende so intensiv auseinandersetzen.
Wie Sie sicherlich bereits in den Medien verfolgt haben, hat der Deutsche Bundestag zwischenzeitlich am Donnerstag, den 16. Januar 2020, für die sogenannte „erweiterte Zustimmungslösung“ bei der Organspende gestimmt. Die auch von mir unterstützte „Widerspruchslösung“ hingegen hat keine Mehrheit erhalten.
Die Widerspruchslösung, für die ich gestimmt habe, hätte vorgesehen, dass sich jede Bürgerin und jeder Bürger mit dem Thema der Organspende und der eigenen Bereitschaft für eine Organspende auseinandersetzt und eine Ablehnung zentral erfasst und dokumentiert wird. Bei der erweiterten Zustimmungslösung werden Bürgerinnen und Bürger gefragt, ob sie Organspender sein möchten. Im Falle einer Zustimmung wird diese dokumentiert.
Der Abstimmung im Bundestag war eine intensive, fraktionsübergreifende Diskussion vorausgegangen. Dabei ging es um einen sehr schwierigen Abwägungsprozess zwischen der medizinischen Behandlung Schwerstkranker durch Spenderorgane auf der einen Seite und dem Selbstbestimmungsrecht zur Verfügung über den eigenen Körper auf der anderen Seite. Die Sorgen und Bedenken von Menschen im Hinblick darauf, ggf. selbst Organspender zu werden, waren gleichermaßen zu berücksichtigen. Diese Sorgen beschreiben Sie in Ihrer Anfrage.
Nach einem intensiven, fraktionsübergreifenden Prozess der Abwägung und der Meinungsbildung hat sich der Deutsche Bundestag nun mit der erweiterten Zustimmungslösung für eine klare Regelung bei der Organspende ausgesprochen.
Als Abgeordnete des Deutschen Bundestages hoffe ich, dass im Zuge des so umfangreichen Diskussionsprozesses viele Menschen sensibilisiert wurden und damit auch eine größere Bereitschaft zur Organspende erreicht werden konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Angelika Glöckner