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Andrej Hunko
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Frage von Jürgen K. •

Frage an Andrej Hunko von Jürgen K. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Hunko,

der Gesundheitsminister Jens Spahn hatte Anfang Juni die Impfpriorisierung für die Covid-19 Impfungen aufgehoben. Und dies obwohl noch nicht alle Impfwilligen der Prio-Gruppen 2 und 3 geimpft sind.
So wurde mein über 70-jähriger Vater, als er sich telefonisch um einen Impftermin in Aachen bemühte auf Oktober vertröstet. Und den Kommentaren zur Aufhebung der Impfpriorisierung nach, scheint er kein Einzelfall zu sein. Wobei besonders viele Menschen aus NRW betroffen zu sein scheinen.

Wie bewerten Sie die Aufhebung der Impfpriorisierung und die Verteilung der Impfstoffe auf die Bundesländer?

In Bayern bekommt man nach Registrierung im Impfportal irgendwann eine Mail mit einem Termin.
Ich habe mir sagen lassen, dass es in NRW anders ist. Dort muss man täglich im Impfportal nachschauen, ob man heute einen Termin zugeteilt bekommen könnte.

Wie beurteilen Sie die Organisation der Impfungen durch die Bundesländer?

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Kosel

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Kosel,

vielen Dank für Ihre Frage zu den Impfpriorisierungen. Berichte wie Ihren habe ich leider schon häufig gehört und es ist äußerst bedauerlich, dass noch immer viele Menschen der Priorisierungsgruppen 2 und 3 nicht die Möglichkeit hatten, sich impfen zu lassen. Ich denke, dass dies maßgeblich auf die Fehler des Bundesgesundheitsministeriums zurückgeht, das zwar die Priorisierung erstellt hat, aber offenbar nicht ausreichend dafür gesorgt hat, dass sie auch umfassend umgesetzt werden kann. Inzwischen sind schon viele Jüngere und damit weniger gefährdete geimpft. Da ist es ein Unding, wenn Menschen, die objektiv ein höheres Risiko haben, schwer zu erkranken und sich impfen lassen wollen, dies noch nicht tun konnten. Die Impfpriorisierung wurde insofern viel zu früh aufgehoben.

Ein grundlegendes Problem ist natürlich die Knappheit an Impfstoffen. Die Bundesregierung hätte frühzeitig viel mehr Geld und Energie in die Ausweitung der Produktion von Impfstoffen stecken müssen. Stattdessen gab sie sich marktgläubig und hoffte, dass es die Privatunternehmen schon richten würden. Bis heute sperrt sie sich gegen die Freigabe der Patente auf Impfstoffe und ist damit mitverantwortlich dafür, dass es weiterhin weltweit zu wenig Impfstoffe gibt.

Tatsächlich ist die Organisation der Terminvergabe je nach Bundesland unterschiedlich. Hier hätte man wesentlich organisierter vorgehen müssen, auch unterstützt durch die Bundesebene. Man hätte auch die Hausarztpraxen besser unterstützen müssen. Durch die Maßgaben von der Bundesebene wurden sie teilweise geradezu "überrannt", wodurch wichtige Kapazitäten gebunden wurden. Beispielsweise hätte ein Register von "Impfwilligen" mit Angaben zur Priorisierung geholfen, über das dann der Kontakt zu Hausarztpraxen hergestellt werden könnte. Leider wurden in diesem Bereich - genauso wie in viel zu vielen anderen Aspekten der Pandemiebekämpfung - sehr viele Fehler gemacht.

Mit freundlichen Grüßen
Andrej Hunko

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