Frage an Andrej Hunko von Rüdiger M. bezüglich Politisches Leben, Parteien
Hallo Herr Hunko,
wie groß ist eigentlich Ihre Leidensfähigkeit, da Sie trotz permanenter Angriffe und Kritik seitens der "Realos" in der Linken- Fraktion (zuletzt Corona Demos, vorher Stellung zu Russland) noch nicht hingeschmissen haben?
Leute wie Sie geben einem die (wenn auch geringe) Hoffnung, dass bei der Linken Hopfen und Malz noch nicht gänzlich verloren sind.
Mit solidarischen Grüßen
Rüdiger Mook
Sehr geehrter Herr Mook,
vielen Dank für Ihre Frage, die ich wie folgt beantworte:
Ohne eine gewisse "Leidensfähigkeit" - ich würde eher von einem gewissen "Immunsystem" sprechen - sollte man vielleicht nicht in die Bundespolitik gehen, jedenfalls dann nicht, wenn man auch bereit ist, an mächtige Interessen zu rühren und auch mal anzuecken.
Dass nicht alles, was ich tun würde, geräuschlos hingenommen wird und dass auch eine plurale linke Partei nicht frei ist von Angriffen gegen die eigenen Mitstreiter/innen - dessen war ich mir vorher bewusst. Im Grunde bin ich eher positiv überrascht, dass ich im Falle solcher Angriffe immer sehr viel Unterstützung erhalten habe, sei es durch Parteimitglieder oder auch weit darüber hinaus. Insofern hält sich mein "Leiden" doch stark in Grenzen.
Was die "Corona-Demos" angeht, so bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass den Sorgen "beider Seiten" Rechnung getragen werden muss: Auf der einen Seite den Sorgen derjenigen, die Angst vor einer Infektion oder einer zweiten Welle mit all den Folgen haben, auf der anderen Seite den Sorgen derjenigen, die eben auch nicht ganz unbegründet Angst etwa vor irreversiblen Grundrechtseinschränkungen haben oder vor einer durch Überspringung bestehender klinischer Phasen unzureichend geprüfter und gesicherter Durchimpfung. Beschimpfungen und Ächtungen führen hier nicht weiter.
Beim Thema Russland bin ich ebenso tief davon überzeugt, dass eine Abkehr von der Konfrontationspolitik nicht nur Raum für erfolgreiche Abrüstung schaffen würde, sondern sich auch positiv auf die innenpolitische Entwicklung in Russland auswirken würde, da die leider sich auch dort entwickelnden autoritären Tendenzen ja gerade vor dem Hintergrund des Bedrohungsgefühls gedeihen.
Ich sehe das Problem auch nicht so sehr bei den "Realos" in der Partei (was soll das sein?, vielleicht bin ich ja auch ein "Realo", weil ich natürlich reale Veränderungen möchte), sondern eher bei gezielten medialen Kampagnen, die dann auch die ein oder andere Referenz in der Partei oder der Fraktion finden. Und, nein, damit sage ich nicht, dass alle Medien "Lügenpresse" sind.
Unter den gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen halte ich DIE LINKE bei aller Unzulänglichkeit immer noch für das Beste in der hiesigen Parteienlandschaft mit hinreichend Hopfen und Malz.
Beste Grüße
Andrej Hunko