Frage an Andreas Dressel von Thomas K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Dr. Dressel,
wir haben als Familie, ebenso wie unser Bekanntenkreis, das folgende Problem. Wir haben zwei Kinder die bald in die Schule kommen und sind beide berufstätig. Laut der offiziellen Listen der Stadt Hamburg gibt es weder in Hummelsbüttel noch im angrenzenden Poppenbüttel eine Ganztagsschule, somit stellt sich für uns die Frage wie können wir unsere Kinder vernünftig unterbringen. Aufgrund von regelmäßigen Dienstreisen in meinem Beruf und Schichtdienst bei meiner Frau (Ärztin), ist es uns nicht möglich das Kind zu flexiblen Zeiten von der Schule abzuholen. Wie mir geht es in unserem Umfeld vielen Familien. Was wollen Sie oder Ihre Partei zur Verbesserung der Situation konkret unternehmen?
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Knaus
Sehr geehrter Herr Knaus,
vielen Dank für Ihre berechtigte Frage, die ich - auch wenn meine Tochter noch im Kita-Alter ist - gut nachempfinden kann. In knapp drei Jahren stellt sich für mich nämlich die selbe Frage!
Die Situation in Hummelsbüttel ist genau, wie von Ihnen geschrieben. Nur am Gymnasium Hummelsbüttel ist im Rahmen der Schulzeitverkürzung ein Ganztagsschulangebot faktisch entstanden - mehr nicht. Hamburgweit sieht die Lage ähnlich aus.
Wir Sozialdemokraten werden nach der Wahl ein Hamburger Programm für Ganztagsschulen auflegen - um innerhalb von sechs Jahren 100 Schulen zu Ganztagsschulen umzuwandeln - in allen Schulformen versteht sich, an Grund- und weiterführenden Schulen. Die Vorteile von Ganztagsschulen liegen neben den von Ihnen genannten Punkten auch darin, den Lernstoff auf mehr Zeit zu verteilen und damit stärker an den Leistungskurven der Schüler orientiert zu sein. Kinder können so besser gefördert werden.
Besonders bedrückend ist, dass der Hamburger Senat das ihm zugewiesene Geld aus dem Bundesprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ für den Ausbau von Ganztagsschulen nicht ausgeschöpft hat. So hat der Senat lediglich 53,7 Millionen Euro für den Umbau von Schulen in Ganztagsschulen verwendet - das Gros dieser Mittel ist in Kantinenbauten für Gymnasien zur Realisierung der Schulzeitverkürzung (Nachmittagsunterricht) ausgegeben worden. Insgesamt stehen Hamburg für den Zeitraum von 2003 bis 2007 jedoch 66,7 Millionen Euro zur Verfügung.
Wie mit den nicht ausgegebenen 13 Millionen Euro verfahren werden soll, bleibt unklar. Unsere Forderung war und ist, dieses Geld schwerpunktmäßig für die Umwandlung von Grundschulen in Ganztagsschulen zu verwenden. Denn dort wird die wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Schullaufbahn gelegt. Gerade Ganztags-Grundschulen können Defizite in der Lernentwicklung ausgeglichen werden – weil mehr Zeit zum Lernen zur Verfügung steht.
Betrachtet man die Verteilung der Schüler auf den Ganztagsschulen, wird das soziale sowie pädagogische Ungleichgewicht deutlich:
- Gerade mal 8,24 Prozent der Grundschulkinder besuchen eine Ganztagsschule.
- Auch bei den Haupt- und Realschulen sieht es kritisch aus: Nur 6,7 Prozent der Haupt- und Realschüler gehen auf eine Ganztagsschule.
- Lediglich 2,2 Prozent der Förderschüler besuchen eine Ganztagsschule.
- Bei den speziellen Sonderschulen besuchen bloß 3,28 Prozent der Schüler eine Ganztagsschule, obwohl besonders in diesen Schulformen Ganztagsschulen pädagogisch sehr sinnvoll wären.
Dies alles zeigt: Es muss umgesteuert werden bei der Einrichtung und Förderung von Ganztagsschulen. Mittel sind da. Der politische Wille fehlte bislang. Das werden wir ändern - unser Konzept ist durchfinanziert.
Soweit der politische Rahmen. Ich werde Ihre Frage gerne noch einmal zum Anlass nehmen, den Senat zu fragen, wie sich das Ganztagsschulangebot in Alstertal/Walddörfer darstellt und wann die Bildungsbehörde hier Verbesserungen plant. Mailen Sie mich hierzu unter andreas.dressel@spd-fraktion-hamburg.de noch einmal persönlich an, damit ich Sie über den weiteren Stand informieren kann.
Jenseits dessen könnte natürlich in Ihrem Fall auch ein ergänzendes Hortangebot in Betracht kommen. Das Kita-Info-System auf hamburg.de wirft 5 Hortangebote für Hummelsbüttel aus - da können Sie weiter nachfassen.
Viel Glück bei der weiteren Suche und beste Grüße,
Ihr
Dr. Andreas Dressel MdHB
www.andreas-dressel.de
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