Frage an Andreas Dressel von Tobias W.
Sehr geehrter Herr Dressel,
Hamburg hat letztes Jahr das Hamburger Stromnetz von Vattenfall zurück gekauftt - die SPD hat damit den Volksentscheid umgesetzt. Das hat aber noch nicht dazu geführt, dass die Preise sinken oder der Strommix sich verändert. Auch werden nach wie vor Menschen vom Stromnetz getrennt, weil sie wegen Armut nicht immer pünktlich zahlen können. Meine Frage an Sie:
Angenommen Vattenfall als derzeitiger Grundversorger würde seinen Vertriebsteil (die Hamburger Stromverträge mit Kunden) verkaufen, würden Sie sich dafür einsetzen, dass Hamburg (z. B. Hamburg Energie) diesen Teil einschließlich der dazugehörigen Mitarbeiter genauso kaufet wie das Stromnetz? Hamburg und die Politik könnten dann auch Einfluss auf die Endkundenpreise und den Strommix (mehr Ökostromverträge) nehmen.
Vielen Dank.
T. W.
Sehr geehrter Herr Werknars,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Was das Preisniveau und den Strommix angehen, so muss ich Ihnen sagen, dass zwischen dem Eigentum an den Netzen und den Strompreisen sowie des Ökostromanteils keine Beziehung besteht. Hamburg hat auch als Eigentümerin der Netze keinen Einfluss darauf, was durch die Netze fließt. Sie ist gesetzlich verpflichtet, weiterhin alles durchzulassen, was eingespeist wird - also auch Atomstrom. Um mehr Ökostromverträge abzuschließen, braucht es quasi beide Enden der Leitung: Energieerzeuger und Investitionen in erneuerbare Energien und natürlich Verbraucher, die einen solchen Ökostromvertrag abschließen möchten.
Auch den Energiepreis kann Hamburg als Eigentümerin des Netzes nicht direkt beeinflussen, da sich der Preis aus weiteren Komponenten zusammensetzt, die Hamburg nicht in der Hand hat. Für das Jahr 2014 galt für private Haushalte folgende Zusammensetzung: 23,86 % Energieerzeugung und Vertrieb, 23,17 % Netzkosten, 21,71 % EEG-Umlage, 15,97 % Mehrwertsteuer, 7,13 % Stromsteuer, 6,33 % Konzessionsabgabe sowie KWK-, Offshore-, §19-Umlage und der Umlage für abschaltbare Lasten (AbLa). Sie sehen, es gibt wesentliche Komponenten die außerhalb der Einflusssphäre Hamburgs liegen.
Nun zu Ihrer Frage, ob ich mich dafür einsetzen würde, dass Hamburg das Endkundengeschäft von Vattenfall kaufen würde, falls sich Vattenfall aus diesem Bereich zurückziehen sollte. Dies ist eine sehr hypothetische Fragestellung, von der ich denke, dass sie sich aus verschiedenen Gründen nicht stellen wird. Es ist ja so, dass Vattenfall in vielen Ländern erfolgreich in den Bereichen Endkundengeschäft, Energieerzeugung, aber auch im Transportbereich für Strom und Wärme agiert. Das Endkundengeschäft für Strom ist ein wettbewerblicher Markt, das heißt, jeder Kunde darf sich seinen Stromerzeuger auswählen. Ist er mit dem Angebot nicht einverstanden sind, kann er den Anbieter wechseln. Im Fall eines Ausscheidens von Vattenfall könnten sich die Kunden ganz einfach einen neuen Stromversorger auswählen. Und auch hier sei gesagt, dass der Endkundenpreis auch dann von weiteren externen Faktoren beeinflusst wird.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Andreas Dressel