Guten Tag Dr Hahn, könnten Sie Ihre Gründe für Ihre Enthaltung beim Selbstbestimmungsgesetz schildern?

Dass das Transsexuellengesetz nach über 40 Jahren auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet ist, war notwendig. Schade nur, dass es kein richtig gutes Selbstbestimmungsgesetz wurde. Die Mehrheit der Linken hat dennoch zugestimmt, und natürlich bin auch ich gegen jede Form von Diskriminierung der Betroffenen. Dennoch habe ich mich nach sorgfältiger Abwägung der Stimme enthalten, und zwar im Wesentlichen aus vier Gründen:

Erstens halte ich es für mindestens problematisch, dass unter bestimmten Voraussetzungen auch schon Minderjährige ihre Geschlechtsidentität ändern können. Zweitens habe ich Bedenken gegen eine mehrfache (Rück-)Änderung dieser Identität. Drittens fehlen im Gesetz sämtliche Vorkehrungen für den Identitätswechsel im Leistungssport (das ist einer meiner Sprecherbereiche im Bundestag!), so dass theoretisch möglich wäre, dass ein Mensch mit deutlich männlichen Körpermerkmalen nach der Änderung seiner Identität plötzlich bei Frauenwettkämpfen startet und dort massive Vorteile hätte. Und schließlich viertens: In Kriegszeiten - die hoffentlich bei uns nie eintreten - soll nach dem Wortlaut des Gesetzes die Umwandlung der Geschlechtsidentität ausgeschlossen sein, damit der Bundeswehr kein (männlichen) Soldaten" abhanden" kommen. Ich finde das einfach nur zynisch!