Frage an Alexandra Dinges-Dierig von Janina K. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Dinges-Dierig,
ich schreibe Ihnen, weil ich mir von Ihnen als meine gewählte Abgeordnete Hilfe erhoffe.
Es geht um die momentane und zukünftige Situation der Geburten und der Betreuung durch Hebammen. Vor wenigen Monaten bin ich selber Mutter geworden. Unsere Tochter habe ich im Geburtshaus Lübeck zur Welt gebracht. Mein Partner und meine Hebamme, Amrit Bläse, haben mir viel Kraft gegeben und vor allem Mut gemacht, weiter zu machen und Kräfte in mir zu finden, von denen ich nicht gedacht hätte noch über sie zu verfügen. Es macht mich unglaublich traurig und wütend, dass die Versicherungssumme für freiberufliche Hebammen derart hoch ist und scheinbar noch weiter steigt, dass dies viele Hebammen zum Aussteigen zwingt, denn damit ist die freie Wahl des Geburtsortes nicht mehr gegeben. Sie selber wissen dies auch: Frauen brauchen das Gefühl von Sicherheit unter der Geburt, und dieses Gefühl kann vielen Frauen ein Krankenhaus nicht bieten.
Ich möchte unwahrscheinlich gerne ein zweites Kind bekommen, für mich war immer klar, dass ich mehrere Kinder haben wollen würde. Doch die momentane Ungewissheit macht mir große Angst, da ich mir nicht vorstellen kann, in einer Klinik zu entbinden. Soll die momentane Lage Frauen wie mich also zwingen, keine Kinder mehr zu bekommen?!
Es ist Zeit, dass nun die Politik unterstützt und Herr Gröhe mehr als vage Überlegungen zur Rettung der Situation bereitstellt. Es muss ein handfester Plan erstellt werden!
Liebe Frau Dinges-Dierig, auch Sie sind Mutter. Deswegen möchte ich von Ihnen wissen, was werden Sie tun, um mir und vielen anderen Frauen, Eltern und Kindern zu helfen, dass die Wahl des Geburtsortes nicht durch diese Rahmenbedingungen beeinträchtigt wird. Dabei geht es auch um Ihre und meine Enkel!
Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass freiberufliche Hebammen ihren bisherigen, unersetzbaren Aufgaben weiter nachgehen können!
Freundliche Grüße, Ihre Janina König
Sehr geehrte Frau König,
vielen Dank für Ihre Frage.
Ziel der Abgeordneten von CDU und CSU ist die Sicherstellung der freien Wahl des Geburtsortes. Hierzu haben die Koalitionsfraktionen den Bericht einer interministeriellen Arbeitsgruppe "Versorgung mit Hebammenhilfe" angefordert. Nun sind die Experten unserer Fraktionen mit Hochdruck dabei, dem Problem der fehlenden Haftpflicht für Hebammen zu begegnen.
Erste Ergebnisse konnten bereits vorgelegt werden. So wird, um zeitnah dem angekündigten Prämienerhöhungen zum 1. Juli 2014 begegnen zu können, zu diesem Zeitpunkt befristet für ein Jahr ein Vergütungszuschlag zwischen den Hebammenverbänden und dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung zu vereinbaren sein. Er wird auf Abrechnungspositionen für Geburtshilfeleistungen bei Hausgeburten, außerklinischen Geburten in von Hebammen geleiteten Einrichtungen und Geburten durch Beleghebammen in einer 1:1-Betreuung ohne Schichtdienst zu zahlen sein.
Dieser Zuschlag wird zum 1. Juli 2015 durch die Vereinbarung eines Sicherstellungszuschlags abgelöst. Dieser hat zum Ziel, Hebammen, die wegen geringer Geburtenzahlen und hoher Haftpflichtprämien sonst finanziell überfordert wären, dauerhaft zu entlasten. Er wird vom GKV-Spitzenverband ausgezahlt, wenn bestimmte Qualitätsanforderungen erfüllt werden.
Mit diesen Lösungen ist es den Koalitionsfraktionen gelungen, die Situation freiberuflicher Hebammen kurzfristig finanziell zu stabilisieren. Dies ermöglicht es uns, parallel an einer dauerhaften Lösung der Haftpflichtproblematik zu arbeiten. Hierzu wird der von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe vorgelegte Vorschlag des Verzichts auf Regressforderungen der Gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung mit den zuständigen Ressorts beraten. Darüber hinaus erwarten wir im Interesse der Kinder und Familien, dass bis Ende 2014 die Mindestanforderungen an die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität formuliert und die notwendigen Verfahren zum Nachweis der Erfüllung dieser Anforderungen entwickelt werden.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass bei diesem schwierigen Thema nicht von heute auf morgen eine tragfähige Lösung vorgelegt werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
Alexandra Dinges-Dierig