Wo sehen Sie die größten Hindernisse beim Ausbau erneuerbarer Energie? In der Verwaltung, der Finanzierung oder woanders?
Wenn ich mich (beispielsweise) hier in Kaiserslautern umsehe, könnte man hier auf jedes Dach eine Photovoltaik-Anlage packen. Warum haben wir sowas nicht längst? Ich habe auch bislang von keiner deutschen Stadt oder Region gelesen, die in dieser Hinsicht "aufrüstet". Daher wäre meine naive Vermutung, daß es sich um ein Problem des Gesamtsystems handelt. Wie ist Ihre Perspektive dazu?
Sehr geehrter Herr O.,
ich bedanke mich herzlich für Ihre Frage und bitte um Entschuldigung, dass ich erst jetzt dazu komme, Ihnen zu antworten.
Eines der größten Hindernisse für die Energiewende ist die Bürokratie. Die staatlichen Zulassungsverfahren für Wind- und Solaranlagen werden immer komplizierter und dauern auch länger, als gesetzlich vorgegeben. Die Geschwindigkeit, mit der der Ausbau von Flüssiggasterminals voranschreitet, zeigt auch, dass wenn der Wille da ist, sich vieles beschleunigen lässt.
Dass es nicht mehr Solaranlagen auf den Dächern gibt, liegt an der Förderpolitik und der Komplexität des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, die eine Beschaffung von Anlagen unattraktiv gemacht haben. Eine wichtige Rolle spielen außerdem die fossile Lobby und große Energiekonzerne – für die ist es von Vorteil, wenn Bürger:innen und Gemeinden ihren Strom nicht selbst produzieren können, sondern ihn von diesen Konzernen beziehen müssen. Deswegen fordert DIE LINKE eine dezentrale, konzernunabhängige und ökologische Energieerzeugung.
Außerdem arbeiten Industrievertreter:innen - oft getarnt als Bürger:inneninitiativen - intensiv daran, die Windkraftanlagen als umwelt- und gesundheitsschädlich zu verkaufen und gegen sie zu klagen, was zur Verunsicherung führt und den Ausbau verlangsamt.
Mit solidarischen Grüßen
Alexander Ulrich