Führt die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine zu einer weiteren Ausweitung des Krieges und immer weiteren Opfern? Sollten nicht jetzt Verhandlungen über die Beendigung des Krieges geführt werden?
Sehr geehrter Herr U.,
sollten nicht jetzt, um den Krieg zu beenden, Russland auch Angebote unterbreitet werden? Zum Beispiel, die Sanktionen wieder zurückzunehmen? Und auf die militärische Zusammenarbeit der Nato mit der Ukraine, wie gemeinsame Manöver und militärische Ausbildungen zu verzichten? Sollte jetzt nicht auch eine wirksame Verhandlungslösung für den seit Jahren schwelenden Krieg im Dombass, der dort sehr viel Leid und Zerstörung mit tausenden Toten brachte, gefunden werden? Halten Sie das für möglich? (Auch wenn es im Dombass wahrscheinlich kein Referendum geben wird?) Könnte Putin, der offensichtlich denkt, dass in der der Ukraine Atomwaffen stationiert werden könnten, noch ein Vertrag angeboten werden, der dem Atomvertrag mit den Iran gleicht?
Ich beziehe mich hier auch auf Putins Rede vom 21.2.22, woraus ich schließe, dass solche Punkte für ihn bedeutsam sind.
Sollte jetzt nicht alles getan werden, was zu einer Deeskalation beiträgt?
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr G.,
ich bedanke mich herzlich für Ihre Frage und bitte um Entschuldigung dafür, dass ich erst jetzt antworte kann.
Ich bin solidarisch mit den Menschen, die Opfer des völkerrechtswidrigen russischen Angriffs auf die Ukraine werden, und stehe an der Seite der Menschen, die sich für eine sofortige Beendigung des Krieges einsetzen. Durch erfolgreiche Verhandlungen, die zum Rückzug der russischen Armee und einem Kriegsende führen, können Menschenleben gerettet werden. Diese Vorgehensweise finde ich auch im Fall des Donbas-Konflikts richtig. Lieferungen von schweren Waffen an die Ukraine verlängern den Krieg und verursachen unvorstellbares Leiden. Stattdessen sollte Deutschland zur Entspannung und Problemlösung beitragen und sich nach dem Krieg für den Wiederaufbau der Ukraine konzentrieren.
Eine militärische Zusammenarbeit der NATO mit der Ukraine lehne ich ab, da ich der Meinung bin, dass dies die Spannung verschlimmern würde. Ein Atomabkommen, das eine Stationierung von Atomwaffen in der Ukraine untersagt, halte ich für eine gute Idee, allerdings sollte es an eine atomare Abrüstung Russlands gekoppelt werden.
Gegenüber den Sanktionen gegen Russland bin ich skeptisch, da sie vor allem die breite Bevölkerung in der EU, Russland und der Ukraine treffen und nicht zur Beendigung des Krieges beizutragen scheinen. Deswegen bin ich der Auffassung, eine Lockerung der Sanktionen wäre zwar wichtig, sie würde aber kein attraktives Verhandlungsangebot für Russland darstellen.
Mit solidarischen Grüßen
Alexander Ulrich