Frage an Alexander Ulrich von Benjamin G. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Alexander Ulrich,
für die Eierproduktion wurden vom Menschen spezielle Legehennen gezüchtet, die zusammen mit den männlichen Küken in Schlüpfbetrieben zur Welt kommen.
Dabei werden die männlichen von den weiblichen Küken getrennt. Da die männlichen Küken aus kapitalistischen Gründen nicht zur Mast "geeignet" sind, werden diese vergast. Die weiblichen Küken werden zu Legehennen heran gezüchtet.
Das Vergasen der männlichen Küken mit Kohlenstoffdioxid ist nach dem Tierschutzgesetz verboten und politisch geächtet, wird aber trotzdem weiterhin praktiziert. Schätzungen zufolge kommen alleine in Deutschland jährlich 45 Millionen Küken und 280 Millionen Küken in der EU pro Jahr ums Leben.
Weiterhin "lohnt" sich ein Nachschlüpfen der Küken nicht, egal ob männlich oder weiblich, diese werden anschließend ebenfalls ermordet.
Meine Fragen an Sie wären:
Was wollen Sie als Abgeordneter gegen diese katastrophalen Misstände tun?
Das Verbot besteht bereits, welche konkreten Umsetzungsmöglichkeiten können Sie sich vorstellen?
Sollte es nicht generell mehr Anreize geben vegane Kost zu fördern, aus ökologischen, nicht zuletzt auch aus ökonomischen Gründen?
Ich bitte um eine Antwort!
Mit freundlichen Grüßen!
Benjamin Göhler
Sehr geehrter Herr Göhler,
Nach dem Tierschutzgesetz ist das Töten nicht gebrauchter Küken mit CO2 erlaubt. Es wird als Verfahren auch bei anderen Tierarten eingesetzt (z.B. Pelztiere, Massentötungen im Seuchenfall usw.) Küken, die nach dem so genannten "Sexen" aussortiert werden, werden in Deutschland aber zumeist mechanisch durch einen "Muser" getötet. Das geht unglaublich schnell und soll damit das Verfahren sein, dass dem "Tierschutz" am weitesten entgegen kommt. Es ist natürlich problematisch, im Zusammenhang mit der gezielten Tötung von Tieren von Tierschutz zu sprechen. Insbesondere weil es sich um frisch geschlüpfte Küken handelt, die in der Regel nicht einen Tag alt werden. Die männlichen Küken kann man in der Tat nicht mehr aufziehen, sie werden zu Tierfutter oder anderen Produkten "verarbeitet". Das Gleiche gilt im Übrigen für die Hähnchenmast. Hier kann man die weiblichen Tiere nicht "gebrauchen"....
Wir setzen uns seitens der LINKEN für Tierschutz ein. Illegale Praktiken müssen eingestellt werden. Zuständig sind die Behörden (Veterinärämter usw.), die für Kontrollen sorgen müssen. Sind Ihnen Fälle bekannt, wo dem Tierschutzgesetz nicht entsprochen wird, bitte ich sie diese Fälle an meine Kollegin MdB Eva Bulling-Schröter (Tierschutzbeauftragte der Linken) zu melden. Wir können über unsere Möglichkeiten (Anfragen an die Bundesregierung) prüfen lassen, ob die Behörden ihren Aufsichtspflichten nachkommen und wenn nicht, dieses ggf. einfordern!
Die Förderung "veganer" Kost ist meines Erachtens keine politische Aufgabe. Es ist klar, dass ausreichend Angebote und Informationen über vegane Kost vorhanden sein sollten. Die Bundesregierung hat gerade den "Ernährungsbericht" Deutschland vorgelegt, als Fortschreibung eines ersten Berichtes aus dem Jahr 2004. Hier muss geprüft werden, ob vegane Ernährung auch ausreichend berücksichtigt wurde. Die Entscheidung, für welche Art der Ernährung sich Menschen entscheiden, ist und bleibt jedoch individuell. Politisch wesentlich bleibt aber, für die Verbesserung des Tierschutzes in Deutschland und Europa zu arbeiten. Die Konsummenge an tierischen Produkten, die hierzulande verbraucht werden, ändert nichts im Tierschutz. Eine Verbraucheraufklärung in Richtung eines Konsums von Produkten aus tiergerechter Haltung (z.B.: "Neuland", Bio-Produktion oder in der Legehennenhaltung die "Freilandhaltung" )ist weitaus hilfreicher als die Proklamation von Veganismus oder höheren Steuern für tierische Erzeugnisse. Diese und ähnliche Forderungen gibt es zum Beispiel von der Organisation PETA.
Mit freundlichen Grüßen,
Alexander Ulrich