Ist oder wird Grünpflege in Berlin und Tempelhof ökologisch?
Hallo Frau S.,
Wie sieht es jetzt und in Zukunft im Bereich der Grünpflege mit Umweltschutz aus? Die allseits beliebten Laubbläser und anderen verbrennungsmotorgetriebenen Geräte sind weiterhin massenhaft und oft ohne erkennbaren Sachverstand im Einsatz, die klimawandelbedingte Trockenheit macht zahlreiche Baumfällungen notwendig und an vielen Parks und Grünflächen wird stark in die Ökologie eingegriffen, nach meinem Eindruck oft in der Weise, dass es in einer Vorgarten-Optik resultiert, die mit ökologisch sinnvoller Vielfalt wenig zu tun hat. Wie ist bei diesem Themenkomplex die aktuelle und die von den Grünen avisierte Gesetzeslage?
Danke für Ihre Antwort! Beste Grüße
Sehr geehrter Herr. M.,
ja, die Grünflächenpflege in Berlin soll insgesamt naturnaher werden.
Die Berliner Regierungskoalition hat sich im aktuellen Koalitionsvertrag ganz klar für eine naturnahe Grünflächenpflege ausgesprochen. Dafür sollen die finanziellen Mittel für den Sanierungs- und Qualifizierungsbedarf von Grünflächen in allen Bezirken Berlins erhöht werden. "Dabei knüpft die Koalition an die gemeinsam mit den Bezirken erarbeiteten Zielvereinbarungen an und prüft in diesem Zusammenhang zweckgebundene Zuweisungen. Ausschreibungsvorgaben für Gartenfirmen sind nach ökologischen Kriterien anzupassen. Analoges gilt für die Grün Berlin GmbH." (Zukunftshauptstadt Berlin, S.49)
Die bezirklichen Straßen- und Grünflächenämter sowie die unteren Naturschutzbehörden sollen gestärkt werden. Gleichzeitig will die Koalition eine Nachhaltigkeitsstrategie 2030 entwickeln und prüfen, ob in der Berliner Verwaltung ein Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement eingeführt wird. So soll neben einer ausreichenden Grünflächenversorgung, auch eine ökologische Grünpflege in unserer Stadt sichergestellt werden.
Bereits im Jahr 2016 sind die Berliner Ziele für eine qualifizierte Grünflächenpflege im „Handbuch Gute Pflege – Pflegestandards für die Berliner Grün- und Freiflächenpflege unter Berücksichtigung von Erholungs- und Naturschutzbelangen”“ festgelegt worden. Die hier dargelegten Qualitätsanforderungen an die Berliner Grünflächenpflege berücksichtigen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit des Menschen sowie der Natur und weisen ausdrücklich auf einen ökologisch-nachhaltigen Pflegeansatz hin. Es existieren in allen Bezirken Pilotprojekte, um die Praxistauglichkeit des Handbuchs zu testen. Ein wichtiger Aspekt dabei war auch die Förderung der biologischen Vielfalt in den Grünflächen. In Tempelhof-Schöneberg befand sich die Pilotfläche im Gutspark Marienfelde.
In der Zählgemeinschaftsvereinbarung von Grünen und SPD in Tempelhof-Schöneberg wurde als Ziel das Erreichen einer positiven Baumbilanz vereinbart. Zudem sollen die Baumstandorte nachhaltig optimiert und fit für den Klimawandel gemacht werden. Der Schutz von alten Bäumen und das Nachpflanzen von neuen hitzeverträglichen Arten ist ein wesentlicher Teil der bezirklichen Klimaschutzmaßnahmen. Im Zeitraum von Ende 2017 bis Anfang 2022 wurden im Rahmen des Berliner Programms für nachhaltige Entwicklung (BENE) die vier zusammenhängenden Parkanlagen Franckepark, Bosepark, Lehnepark und der Alte Park nicht nur gartendenkmalpflegerisch, sondern auch zur Verbesserung der biologischen Vielfalt ökologisch aufgewertet und ertüchtigt.
Der Fachbereich Grünflächen in Tempelhof-Schöneberg ersetzt bereits seit mehreren Jahren sukzessive die benzinbetriebenen durch akkubetriebene Gerätschaften. Ergänzend konnte die GRÜNE Fraktion in Tempelhof-Schöneberg auch per Antrag einen BVV-Beschluss herbeiführen, wonach zukünftig für die Laubbeseitigung in Grünanlagen nur strombetriebene Geräte benutzt werden sollen. Darüber hinaus soll entsprechend des "Handbuchs Gute Pflege" auf Laubentfernung an geeigneten Orten ohnehin verzichtet werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Aferdita Suka