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Adalbert Ding
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Frage von Jürgen L. •

Frage an Adalbert Ding von Jürgen L. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

1. Die Haushaltsnotlage Berlins hat auch zu starken Kürzungen im Universitätsbereich geführt. Wie will Ihre Partei unter diesen Bedingungen die Funktionalität der Universitäten sicherstellen?
2. Wie ist Ihr Standpunkt in Bezug auf die Einführung von Studiengebühren?
3. In Zukunft soll es nur noch Bachelor/Master-Studiengänge geben. Befürchten Sie dadurch nicht eine Verwässerung des erprobten Ausbildungskonzepts der Universitäten?

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Bildungspartei

Sehr geehrter Herr Lehmann,

sie haben Recht!Die gegenwärtige Haushaltslage zwingt die Universitäten dazu, an Stellen zu kürzen, die für den Lehrbetrieb unverzichtbar sind. Das führt unter anderem dazu, dass die Bibliotheken nicht mehr vollständig mit Journalen und wichtigen Büchern ausgestattet sind, dass keine Ersatzkäufe bei defekten Geräten durchgeführt werden, dass nicht genügend Lehr- und Betreuungskapazität für die Studenten zur Verfügung steht und vielem anderen mehr. Die Funktionalität der Universitäten ist sehr eingeschränkt, was unter anderem zu überfüllten Vorlesungen und Übungen und damit zu erhöhten Studienzeiten führt.

Andererseits haben wir eine Haushaltsnotlage in Berlin, die eine Erhöhung der Zuwendungen gegenwärtig nicht erlaubt. Eine drastische Reduzierung der aufgeblasenen Bildungsverwaltung kann sicher Personalstellen freisetzen, die auf den Schulbereich und die Universitäten aufgeteilt werden könnten. Das reicht jedoch nicht, um die dringenden Grundbedürfnisse der Universitäten zu befriedigen. Deshalb sehe ich zur Zeit keine andere Möglichkeit als die Einführung von Studiengebühren, um an die dringend benötigte finanzielle Ausstattung zu kommen. Um den Wissenschaftsstandort Berlin zu stärken und eine Verbesserung der Lehre zu bewirken, befürwortet die Bildungspartei die Autonomie und Eigenverantwortlichkeit für Hochschulen, sowohl inhaltlich als auch organisatorisch. Das bedeutet auch, dass Hochschulen eigenständig über die Einführung von Studiengebühren entscheiden können. Hochschulleitungen müssen in die Lage versetzt werden, frei über das zugewiesene Budget zu verfügen, Einnahmen selbständig zu generieren, Studenten nach eigenen Kriterien auszuwählen – auch nicht geeignete Bewerber abzulehnen - und selbst ihre Kapazitäten festzulegen. Einnahmen und Studiengebühren müssen daher den entsprechenden Einrichtungen direkt zur Verfügung stehen und die Zuwendungen des Senats sollten fest an die Studiengebühren gekoppelt werden. Damit soll verhindert werden, dass die Zuwendungen um die Beträge gekürzt werden, die durch Studiengebühren eingenommen werden. Studierende sollten selbstverständlich ebenfalls ihre Hochschule frei wählen können, wenn sie den Zulassungskriterien genügen. Mit der Einführung von Studiengebühren müssen die Studenten auch das Recht haben, an allen notwendigen Lehrveranstaltungen ohne Verzögerung teilzunehmen. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen würde das auf eine Verkürzung der Studien­dauer von mindestens 2 Semestern herauslaufen. Es wird leider immer übersehen, dass die Studierenden einen beträchtlichen Geldbetrag für ihre Lebenshaltungskosten (minimal ca. €600 bis €800) einsetzen müssen. Schon eine Verkürzung der Studiendauer um 1 Semester würde eine Einsparung von ca.€4000 - €5000 ergeben, womit die Studiengebühren komplett abgedeckt wären. Stipendien und unbürokratische zinslose Kredite (deren Rückzahlung erst dann erfolgt, wenn die Absolventen in Lohn und Brot stehen) wären eine Lösung, um jungen Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, ein Studium auch ohne finanzielle Zuwendungen von Eltern, Angehörigen oder Nebenjobs durchzuführen und sich voll und ganz auf ihr Studium konzentrieren zu können. Dies würde gleichzeitig den Nebeneffekt haben, dass deren Arbeitsplätze für andere Arbeitnehmer zur Verfügung stünden. Zu viele Arbeitsplätze werden derzeit durch studentische Mitarbeiter oder Praktikanten besetzt. Das jetzt noch praktizierte System mit Vor-Diplom und Diplom hat zwei wesentliche Nachteile. Zum einen ist der Hochschulabschluss erst mit dem Diplom erreicht; ein Student, der nach dem Vordiplom abbricht, hat keinen Abschluss. Zum zweiten ist es inkompatibel mit vielen Studiensystemen insbesondere im englischsprachigen Ausland. Im Interesse der guten und umfassenden Ausbildung unserer Studenten sind wir auch auf Studenten anderer Staaten angewiesen. Die kommen aber nur, wenn deren Abschlüsse hier anerkannt werden. Und nun zur Kehrseite der Medaille: soweit ich es überblicken kann, wird im Bachelor-Studiengang die Praxisorientierung gefördert auf Kosten der theoretischen Grundlagenausbildung, was eine Verschlechterung der Absolventenqualität zur Folge haben wird. Weiterhin könnte der Staat sich aus den Kosten der Masterausbildung heraushalten, da mit dem Erwerb des Bachelors ein berufsqualifizierender Abschluss erreicht wurde. Vorteilhaft wäre hingegen, wenn die Möglichkeit zur direkten Promotion nach dem Bachelor (ohne Erwerb des Mastergrades) vorgesehen wäre, wie das in den meisten englischen und amerikanischen Universitäten (und früher auch in Deutschland) möglich ist. Damit könnten besonders begabte Studierende in kürzester Zeit promovieren (und das ist in vielen Fächern notwendig) und sich so auf eine wissenschaftliche Laufbahn vorbereiten.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Adalbert Ding