Frage an Adalbert Ding von Wolfgang S. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter herr Prof. Ding,
ich wohne im Bereich Düppel-Süd und arbeite im Europark dreilinden auf dem Gelände des ehemaligen Kontrollpunkts. Ich kann meinen Arbeitsplatz nur mit großer Mühe mit öffentlichen verkehrsmitteln erreichen.
Häufiger wurde in der jüngsten Vergangenheit darüber diskutiert, dass die Stammbahn, auf der noch bis zum großen Reichsbahnstreik Anfang der 80er Jahre eine S-Bahn bis Düppel-Süd eingesetzt wurde, wieder reaktiviert werden soll. Einerseits würde ich das begrüßen, da damit wahrscheinlich auch mein Arbeitswegproblem gelöst wäre; andererseits befürchte ich massive Lärmprobleme. Im übrigen wird dadurch nicht die schlechte Verkehrsanbindung in Ost-West Richtung, z.B. nach Kleinmachnow und Teltow verbessert.
Wie stellen Sie und Ihre Partei sich die Lösung dieser Verkehrs- und Umweltprobleme vor?
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Schubert
Sehr geehrter Herr Schubert,
die Reaktivierung der Stammbahn ist meines Erachtens durch die Stadtentwicklung überholt. Die Stammbahn wird nicht ohne großen finanziellen und planungsrechtlichen Aufwand wiederherzustellen sein und wäre eine Geräuschbelästigung ersten Ranges für alle Anwohner. Die Idee, dort Regionalzüge fahren zu lassen ist ohne den Bau vieler Regionalbahnhöfe (Düppel, Zehlendorf, Steglitz, Schöneberg) nicht machbar und wahrscheinlich damit für die Bahn unakzeptabel.
Eine alternative Lösung für die Anbindung dieser Anwohner wäre die Fortführung der U_Bahn Krumme Lanke über Mexikoplatz nach Düppel (Süd) und von dort eventuell nach Kleinmachnow und Teltow. Vom finanziellen Aufwand her gesehen ist dies nicht viel teurer als die Reaktivierung der gesamten Stammbahnstrecke und deckt ein beträchtliches Einzugsgebiet ab. Im Falle meiner Wahl werde ich mich nachdrücklich für diese Lösung einsetzen. Ich möchte noch bemerken, dass die Verlängerung der U3 bis Mexikoplatz (damals Zehlendorf-Süd) in weiser Voraussicht bereits 1931 geplant war (s. Elektrotechnische Zeitschrift 1931, S. 413). Damit wäre auch eine häufig geforderte Umsteigemöglichkeit von der U3 auf die S-Bahn geschaffen. Die Weiterführung nach Kleinmachnow und Teltow wäre wünschenswert, müsste aber länderübergreifend abgeklärt und finanziert werden. Damit wäre eine effektive und schnelle Anbindung dieses Gebiets an den westlichen Teil der Stadt gewährleistet.
Lassen Sie mich noch etwas bemerken zur Verkehrsanbindung ihrer Arbeitsstelle im Europarc Dreilinden sagen: Seit 1928 bis zum Bau der Mauer gab es eine elektrifizierte S-Bahn Verbindung von Bahnhof Wannsee über Dreilinden nach Stahnsdorf. Diese Trasse existiert größtenteils heute noch bis auf die Überquerung der „neuen“ Autobahn in der Nähe der Teltowkanalbrücke. Diese S-Bahn Strecke wäre relativ leicht zu reaktivieren und würde eine Anbindung des Europarc Dreilinden zum S-Bahnhof Wannsee darstellen. Auch dieses Projekt müsste länderübergreifend angegangen werden. Vielleicht sollten die im Europark aktiven Firmen sich entsprechend mit den beiden Landesregierungen und der deutschen Bahn bzw. S-Bahn GmbH nachdrücklich in Verbindung setzen.
Im übrigen wäre eine Verbesserung der Kooperation zwischen Stahnsdorf und Steglitz-Zehlendorf, die in den letzten Jahren faktisch auf dem Nullpunkt war, dringend notwendig. Wegen dieser Querelen – ich will dabei keine Seite ergreifen – ist beispielsweise die Verkehrsanbindung an Zehlendorf nicht durchgeführt worden.Ich hoffe Ihnen mit diesen Ausführungen gedient zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Adalbert Ding