Wie ist Ihr Standpunkt gegenüber Homöopathie und warum ist sie nicht verboten?
Sehr geehrter Herr L.,
Viele Menschen nutzen Komplementärmedizin, die somit eine relevante Rolle in der heutigen Gesundheitsversorgung spielt. Es grundsätzlich sinnvoll, eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen in der Medizin zu fördern. Das steigende Interesse an Homöopathie ist sicherlich auch eine Reaktion auf die mangelnde Zuwendung und Patientenorientierung in der Medizin und Ausdruck eines Bedürfnisses nach einem ganzheitlichen Ansatz. Außerdem haben ökonomische Interessen derzeit ein zu starkes Gewicht. Deshalb treten wir im Sinne der bestmöglichen Versorgung aller Bürger*innen für eine stärkere Förderung der Grundlagenforschung sowie klinische Studien, Versorgungsforschung und translationale Studien in der Medizin ein. Die öffentlichen Forschungseinrichtungen spielen dabei eine zentrale Rolle, um eine gewisse Unabhängigkeit zu erlangen. Wir machen uns besonders dafür stark, dass der Bund die Versorgungsforschung - hier verorten wir die komplementärmedizinische Forschung – stärker fördert.
Wir setzen uns außerdem schon lange dafür ein, die Gesundheitskompetenzen der Bevölkerung und besonders die Kompetenzen von Patient*innen durch Beratung und Unterstützungsprogramme auszubauen. Gleichwohl bleibt eine sehr hohe Verantwortung der Gesundheitsberufe. Dazu gehört, dass den Patient*innen gegenüber deutlich gemacht werden muss, wann homöopathische Behandlungen nicht die klinische Medizin ersetzen dürfen. Im Übrigen sind wir der Meinung, dass Leistungen, die medizinisch sinnvoll und gerechtfertigt sind und deren Wirksamkeit und Nutzen wissenschaftlich erwiesen ist, von der Solidargemeinschaft übernommen werden müssen.
Im Zuge des parlamentarischen Prozesses zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz kam zuletzt einmal mehr die Forderung auf, die Kosten für homöopathische Mittel nicht mehr über die gesetzlichen Krankenkassen zu finanzieren. Uns war zu keinem Zeitpunkt ein konkreter Gesetzgebungsvorschlag von Karl Lauterbach zu diesem Thema bekannt. Wir haben als Partei eine klare Beschlusslage zu diesem Thema. Aus unserer Sicht hat die Sicherung der finanziellen Stabilität der gesetzlichen Krankenversicherung absolute Priorität. Hier sehen wir Karl Lauterbach in der Pflicht, gemeinsam mit Finanzminister Lindner an fairen, solidarischen und nachhaltigen Lösungen zu erarbeiten.
Mit freundlichen Grüßen,
Zoe Mayer