Frage an Wolfgang Wodarg von Burckhard S. bezüglich Gesundheit
Lieber Herr Wodarg,
mit Interesse habe ich festgestellt, daß Sie auf fast alle Fragen antworten. Bei unserem Kollegen Lauterbach steht bei der Zahl der Antworten eine 0 (Null). Jeder richtet sich selbst...
Die Honorarreform ist für Schleswig-Holstein zu einem gigantischen Desaster geworden. Mein RLV ist in einer Woche aufgebraucht. Alle Investitionen, z. B. für das Neugeborenen-Screening (BERA), sind bei mir für 2009 gestoppt. Ich werde wieder Vertretungen in der Schweiz und ab Sommer u. U. in England machen. Das muß man sich reinziehen: Einziger Phoniater im Landesteil Schleswig, Nachfrage ist da, Notwendigkeit ist da - aber über weite Strecken muß ich mein Heil im Ausland suchen.
Soll es das wirklich gewesen sein?
Wie ist Ihre Meinung dazu? Was ist Ihrer Meinung nach zu tun? Und wie soll ich mich Ihrer Meinung nach verhalten? Weiterhin über weite Strecken zum Nulltarif arbeiten wie in den vergangenen Jahren schon? Sie kennen meine Praxis und können sich vorstellen, was das gekostet hat - glauben Sie wirklich, die Bank würde noch lange stillhalten???
Herzliche Grüße
Ihr
B. Schürenberg
Lieber Herr Schürenberg,
Ihre Sorgen um das für die Menschen in der Region wichtige Fortbestehen Ihrer Praxis nehme ich sehr ernst. Nachdem ich in vielen Gesprächen mit ärztlichen Kolleginnen und Kollegen, mit Ärzteverbandsvertretern, KV-Repräsentanten, Kassenfunktionären und Kundigen aus Parlament und Regierung feststellen musste, dass die Komplexität des neuen Vergütungssystems für kassenärztliche Leistungen zu zahlreichen Fehlleistungen, nicht nur der für die Durchführung Verantwortlichen, sondern auch der betroffenen Ärzteschaft geführt hat, bin ich in der Beurteilung von Einzelfällen sehr zurückhaltend. Abgesehen von der Vorläufigkeit vorliegender Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH), wäre eine genaue Analyse des gesamten Leistungsspektrums Ihrer Praxis und der dabei jeweils aufgetretenen Veränderung eine notwendige Voraussetzung für eine Stellungnahme im Einzelfall.
Erheblich mehr Geld für die ambulante ärztliche Versorgung und endlich den Wert der ärztlichen Leistung in Euro und Cent - diese beiden Wünsche hat der Gesetzgeber erfüllt. Wo allerdings das Geld geblieben ist (besser bleiben soll) bleibt weiterhin unklar. Die KVSH hat in ihrem letzten Heft ("Nordlicht, Nr.01/02/2009, Seite 4-7: http://www.kvsh.de/files/global_nordlicht/archiv/2630_nordlicht_01_02_2009.pdf ) beispielhaft vorgestellt, welche Auswirkungen selbst für einzelne Fachpraxen die Neuregelung in Schleswig-Holstein hat. In allen Fachgruppen gibt es Gewinner und Verlierer (wie bei der vorherigen Regelung übrigens auch!), die Verteilung der Gewinner und Verlierer stellt sich dort jedoch von Fach zu Fach sehr unterschiedlich dar. Alles weitere gern und immer wieder im persönlichen Gespräch.
Mit freundlichen Grüßen und kollegialer Hochachtung,
Dr. Wolfgang Wodarg