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Frage von Anna B. •

Frage an Wolfgang Wodarg von Anna B. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Dr. Wordag,

ich beginne im März meine Ausbildung zur Psychotherapeutin, und möchte Sie diesbezüglich auf einen skandalösen, untragbaren Zustand bezüglich der finanziellen Situation während der abzuleistenden praktischen Tätigkeit aufmerksam machen.

Wir müssen 1800 Stunden praktischer Tätigkeit, davon 1200 Stunden in der Psychiatrie arbeiten, und werden dafür nur höchst unzureichend und oftmals auch überhaupt nicht entlohnt.
Während dieser praktischen Tätigkeit werden wir meist von Anfang an in vollem Umfang zur Behandlung und Betreuung der Patienten eingesetzt. Haarsträubend ist: wir bekommen dabei nicht einmal eine Anleitung / Begleitung durch einen fachkundigen Psychotherapeuten, da in vielen psychiatrischen Stationen kein Bedarf zur Einstellung eines Psychotherapeuten gesehen wird. Schließlich gibt es ja immer ausreichend Nachschub an Psychologen im Praktikum, die diese Arbeit für umsonst erledigen.
Von dem nicht vorhandenen Geld müssen wir neben unserem Lebensunterhalt, Ausbildungskosten von 15-30.000 Euro und häufig hohe Fahrtkosten bezahlen. Da dies natürlich unmöglich ist, müssen Eltern, Partner, oder ein Kredit einspringen.

Es kann nicht im gesamtgesellschaftlichen Interesse sein, dass
1. die psychotherapeutische Versorgung auf lange Frist nicht mehr gewährleistet werden kann, da sich InteressentInnen für diesen Beruf die Ausbildung nicht leisten können,
2. Patientinnen und Patienten auf den psychiatrischen Stationen von überarbeiteten (wegen eines zusätzlichen Zweitjobs und Ausbildungsseminaren am Wochenende), Burn-out gefährdeten Psychologen versorgt werden, und
3. AkademikerInnen zum Teil für Null Euro arbeiten, um sich ihren Berufstraum zu erfüllen, also der Enthusiasmus dieser Berufsgruppe schamlos ausgenutzt wird.

Weitere berichte finden Sie unter http://www.bmg.bund.de/bmg_forum/ .
Was können Sie gegen diesen Missstand unternehmen? Wie können Sie kurzfristig Abhilfe schaffen?

Mit freundlichen Grüßen
Anna Bodensteiner

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Antwort von
dieBasis

Sehr geehrte Frau Bodensteiner,

die von Ihnen geschilderten Probleme der Finanzierung der Pychotherapeutenausbildung sind bekannt. Das Bundesministerium für Gesundheit hat ein Forschungsgutachten ausgeschrieben, um die Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten und zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten evaluieren zu lassen. Gegenstand des Gutachtens, welches am 31.03.2009 vorgelegt werden soll, wird auch die Fragen der Ausbildungsfinanzierung sein.

Aufbauend auf den Ergebnissen des Gutachtens sollen Vorschläge erarbeitet werden, die als Grundlage herangezogen werden können, um eine Reform der Ausbildung zu ermöglichen. Ich weiß, dass die von Ihnen geschilderten Probleme für Sie zum jetzigen Zeitpunkt virulent sind und insofern diese Antwort für Sie wahrscheinlich unbefriedigend ist. Dennoch ist es bei der Entscheidung ob und wie die Ausbildung zu reformieren ist, von entscheidender Bedeutung, dass dies auf gesicherten Erkenntnissen und nachhaltig erfolgt.

Ich hoffe, dass wir im Anschluss an die Veröffentlichung des Gutachtens zu einer schnellen politischen Bewertung gelangen können und auch die Frage der Finanzierung der Ausbildung der PiA für alle Beteiligten befriedigend gelöst werden kann.

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen für das kommende Jahr 2009

Dr. Wolfgang Wodarg