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Frage von Sven J. •

Frage an Wolfgang Wodarg von Sven J. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Dr. Wodarg,

ich schreibe Ihnen in Ihrer Funktion als Mitglied im Ausschuss Gesundheit. Als Arzt und Schleswig-Holsteiner war und bin ich in Schweden und Norwegen tätig. Sie werden im Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 7/2008 zur Gesundheitspolitische Veranstaltung des Fritz Beske Instituts "Gesundheitsfonds zum 1. Januar 2009" wie folgend zitiert:

"Unser System ist besser als die in Großbritannien und Skandinavien, weil wir keine Steuerfinanzierung haben."

Ich würde mich freuen, wenn Sie dieses aus dem Zusammenhang gegriffene Zitat etwas erläutern könnten. In der täglichen Arbeit erlebe ich, dass sowohl das Personal im skand. Gesundheitswesen als auch die Patienten dem System wohlwollend gegenüber stehen. Es wird trotz Eigenanteil bei Konsultationen und Rezeptausgabe als kostenlos und gerecht empfunden. Auch ein "Anspruch darauf krank zu sein, denn ich zahle ja jeden Monat in die KV/PKV" wird seltener angetroffen.

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüssen
S. Jantschek

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Antwort von
dieBasis

Sehr geehrter Herr Jantschek
Der von Ihnen zitierte Satz ist in der Tat missverständlich, denn er wurde aus dem Diskussionszusammenhang gerissen und unzulässig verabsolutiert.
Es ist richtig, ich bin ein großer Freund von in skandinavischen Ländern praktizierten regionalen Gesundheitsbudgets und den daraus resultierenden sektorübergreifenden, präventiv ausgerichteten Versorgungsstrukturen.
In Großbritannien und in Skandinavien konnte man in der Vergangenheit jedoch beobachten, dass besonders durch konservative Regierungen die Gesundheitshaushalte zugunsten anderer Politikfelder heruntergefahren wurden. Die Bevölkerung wurde dann jeweils aufgefordert, "mehr Eigenverantwortung zu übernehmen" und private Zusatzversicherungen abzuschließen, um die auftretenden Versorgungsdefizite zu kompensieren.
So fördern konservative Regierungen die Versicherungswirtschaft und nehmen eine Schwächung der Solidarsysteme in Kauf.
Unser beitragsfinanziertes System ist -im Gegensatz zu rein steuerfinanzierten Systemen- dem direkten Zugriff der Finanzminister glücklicherweise entzogen. Es ist dadurch in seinem Finanzvolumen konstanter und überdauert Regierungen aller Couleur. Wir haben in Deutschland eine Art zweckgebundene "Sondersteuer Gesundheit", was ich in der Tat für einen Vorteil halte.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Wodarg