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Frage von Hendrik G. •

Frage an Wolfgang Wodarg von Hendrik G. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Dr. Wolfgang Wodarg,

wie rechtfertigen sie die immensen Einschnitte im Gesundheitssystem, die seit 2003 auch unter ihrer Mitarbeit vollzogen wurden? Meine Mutter ist 55 Jahre alt und arbeitet seit 25 Jahren als Ärztin, seit 15 Jahren in einer Gemeinschaftspraxis. Durch die Einführung der Pauschalleistungen, und das AABG haben sich ihre Einnahmen dermaßen stark reduziert, dass es fraglich ist, ob sie die Praxis noch bis ins Rentenalter "retten" kann. Es geht hier also nicht um das "Luxusproblem" eines Mediziners, sondern um die Frage, warum ein hochqualifizierter Akademiker in diesem Land dermaßen ausgenutzt wird. Zudem stehen keinerlei steuerliche Erleichterungen zur Verfügung: Während ein Handwerksmeister sämtliche Kosten steuerlich absetzen kann, wird dies dem Arzt verboten. Dabei muss er ein Arbeitszimmer Zuhause führen um den Notdienst zu leisten und er braucht ein Auto um Hausbesuche zu machen.
Gleichzeitig werden die Patienten von den Krankenkassen für eine gesunden Lebensweise dermaßen finanziell vergütet, dass ich mich frage, ob man hier nicht besser die Kostenverursacher an die Kasse bittet.
Meine Mutter beschäftigen diese Probleme sehr, da sie große Angst hat eines Tages mit leeren Händen dazustehen, obwohl sie ihr Leben lang hart gearbeitet hat. Ihre Praxis ist immer mit Patienten gefüllt, doch sie wird für ihre Leistungen durch das AABG nicht für das ganze Quartal bezahlt. Glauben sie nicht auch, man sollte aufhören die Ärzte als „Melkkuh der Nation“ zu missbrauchen nur weil der Glaube verbreitet ist, man würde als Arzt (noch) viel Geld verdienen in diesem Land verdienen?

Mit freundlichen Grüßen,

Hendrik Große-Homann

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Antwort von
dieBasis

Sehr geehrter Herr Große-Homann,

wie Sie auch aus den Texten auf meiner Homepage http://www.wodarg.de/politikfelder/gesundheit und aus früheren Beiträgen bei Abgeordnetenwatch entnehmen können, habe ich mehreren "Gesundheitsreformen" in den letzten Jahren nicht zustimmen können. Trotzdem: Die Vergütungssituation der Ärzte wird sich in Zukunft verbessern. Ein Teil der im GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG) enthaltenen Reform des vertragsärztlichen Vergütungssystems ab dem Jahr 2009 ist, dass die vertragsärztlichen Leistungen weitgehend mit den festen Preisen einer Euro-Gebührenordnung vergütet werden sollen. Damit erhöht sich die Kalkulierbarkeit des Honorars aus Sicht der einzelnen Ärzte erheblich. Mit der Neuordnung wird die bisherige Budgetierung aufgehoben. Heute bestehende nicht nachvollziehbare Vergütungsunterschiede zwischen Regionen und Arztgruppen werden abgebaut. Zugleich werden die bisherigen Budgets abgelöst und das sog. Morbiditätsrisiko - Ausgabensteigerungen aufgrund einer erhöhten Krankheitshäufigkeit oder einer veränderten Morbiditätsstruktur der Versicherten - auf die Krankenkassen übertragen. Die Vertragsärzte erhalten im kommenden Jahr etwa 2,6 Milliarden Euro mehr für ihre Leistungen.

Ich hoffe, Ihre Mutter wird von den Neuregelungen profitieren können und verbleibe

mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Wodarg