Frage an Wolfgang Wodarg von Dr.med.Karl A. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Dr. Wodarg,
Ich war einmal Abgeordneter der SPD.
Als Landarztbetreue ich jetzt vermehrt Schwerkranke und Sterbende in ihrem häuslichen Umfeld. Abgesehen davon, daß meine Tätigkeit mit ca. 5 Euro netto pro Monat und Patient extrem unterfinanziert ist, muß ich für notwendige teure Medikamente (Schmerzmittel und Sondennahrung) persönlich haften.
Die am Ort tätige, sehr engagierte Gemeindeschwester ist finanziell nicht in der Lage, von ihrem Lohn ihre Familie zu ernähren.
Diese Situation wird uns in Zukunft zwingen, jeden sterbenden Patienten ins Krankenhaus zu schicken.
Können wir in absehbarer Zeit mit Ihrer Unterstützung rechnen?
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Dr. Aeffner
Sehr geehrter Herr Dr. Aeffner,
Sie haben weitgehend Recht mit ihrer Beobachtung! Die Unterfinanzierung und vor allem Unterentwicklung der ambulanten pflegerisch-medizinischen Versorgung in der Fläche - aber auch die Facharztdominanz in vielen Städten führt schon jetzt zu Unter- und Fehlversorgung. Während meiner kürzlich absolvierten 12 stündigen Hospitanz in der zentralen Notfallaufnahme eines Schwerpunkt Krankenhauses habe ich gesehen, dass die Hälfte der dort eingewiesenen oder per Rettungsdienst eingelieferten nicht diese anstrengende und teure Prozedur benötigt hätte. Angst, Unsicherheit und fehlende vernetzte ambulante Strukturen treiben der teuersten Art der Versorgung die "Fälle" in die Betten. Für 2-3 vermiedene Krankenhausaufenthalte könnte man jedoch eine Gemeindeschwester finanzieren.
Krankenhäuser kaufen zunehmend sogenannte Portalpraxen auf und versuchen ihre möglichst optimale Auslastung hierdurch und durch die Angliederung von Reha-Einrichtungen und Pflegeheimen besser regulieren zu können. Wenn der Aktionär keine zweistellige Rendite erhält werden die Manager ausgewechselt. Wir sehen eine nach Marktprinzipien sich umformierende Krankenversorgung, welche um so mehr abwirft je mehr und je zahlungskräftigere Kranke sie als "Kunden" betreuen kann. Dieser Prozeß ist alamierend. Nicht möglichst viel Umsatz in einer Gesundheitswirtschaft, sondern möglichst hohe Effizienz für ein System, welches die Menschen gesund erhält und wirksame Hilfe wenn notwendig ohne Blick auf die Zahlungsfähigkeit gewährt ist mein Zile als Volksvertreter.
Die Basisversorgung auf kommunaler Ebene bzw. in den Städten auf Stradtteilebene muss verbessert werden. Gemeindepfleger und Hausärzte sollten ambulant für die Einwohner ihres Einzugsgebietes genausogut und selbstverständlich zusammenarbeiten wie ärztliche und pflegerische Kräfte in den Mauern eines Hospitals.
Die Einsparungen im stationären und im Arzneimittelbereich wären erheblich und könnten, wie es uns die Skandinavier zeigen für einen dann gut bezahlten, aktiven Hausarzt die Arbeit wieder befriedigender werden lassen.
Zu meinen weiteren gesundheitspolitischen Aktivitäten und Zielen verweise ich auf meine Homepage www.wodarg.de< http://www.wodarg.de >, wo Sie unter Politikfelder/Gesundheit vieles nachlesen können.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Wodarg