Frage an Wolfgang Wodarg von Rainer Dr. med. R. bezüglich Gesundheit
Hallo Wolfgang,
was hältst Du von der Freien Ärzteschaft, deren Mitglied ich bin? Das sind die, die die Ärzteproteste 2006 organisiert haben (erst stirbt die Praxis, dann der Patient)?
Warum eine GmbH die Patienten besser versorgen sollte, ist nicht offensichtlich. Das sind doch die mit dem Haftungsausschluß? Und wieso soll dann ärztlicherseits das gute Leben anfangen, haben die Kassen dank verfehlter Konjunkturpolitik kein Geld auf der Naht?
Deinen Vorschlag, mich einzumischen, habe ich schon längst aufgenommen. Z.B. sage ich jedem Patienten, er solle keine Partei wählen, die für die Praxisgebühr ist, weil damit Kranke doppelt gestraft werden. Ebenso keine Partei, die die elektronische Gesundheitskarte einführen will, weil damit die Sprechstunde das Arztgeheimnis verliert und entwertet wird.
Ich zitiere den Patienten gern Popper: eine demokratische Regierung muß nicht gut sein. Aber über eine Institution zu verfügen, sie abzuwählen, das sei Demokratie. Kannst Du zustimmen?
Hier in meinem ländlichen Umkreis von Niedersachsen haben die Linken dann auch tatsächlich 10% bekommen. Du siehst, was guter Rat bewirken kann.
Deine scherzhafte Vermutung, wir Niedergelassenen könnten kein Interesse an der Gesundheit unserer Patienten hegen, ist a) nicht stilsicher und b) irrational, als vom Gegenteil unser Ruf abhängt. Davon leben wir aber, nicht von einem Beamtengehalt.
Und Bertelsmann? Hält 25% an Rhönklinik. Lauterbach und Mohn sitzen gemeinsam im Aufsichtsrat. Meinst Du nicht, dass Dein lieber Freund links blinkt und rechts überholt?
Kennst Du: Die Schock-Strategie von Naomi Klein? Da steht wie es gelingt, dass Leute gegen ihre Interessen wählen. Dazu R. Mohn: Segen, dass Geld ausgeht..setzt Umdenken in Gang, schmerzvolle Sachzwänge bringen neue Schubkraft. http://www.nachdenkseiten.de/?p=380#more-380
Na denn
Rainer
Werter Kollege Reiß, lieber Rainer!
1. Von den Freien Ärzten halte ich so viel wie von den Freien Demokraten: es gibt Nette dabei und Unangenehme, aber beide machen Clientelpolitik.
2. Ok. - Genossenschaft geht auch. Und Ziel ist das "Gute Leben" der Patienten.
3. Habe nicht verstanden, welcher Partei der Patient denn wählen soll.
4. Popper hat Recht, aber lies doch mal Klaus Dörner: "Der gute Arzt"
5. Das mit den Linken tut mir Leid!
Zu a) und b) hat Eugen Roth etwas gesagt:
Was bringt den Doktor um sein Brot?
a) die Gesundheit, b) der Tod.
Drum hält der Arzt, auf dass er lebe,
uns zwischen beiden in der Schwebe.
Ich räume ein: Bestehende Arbeitsanreize für Beamte führen auch nicht immer zu überzeugenden Ergebnissen. Doch bei beiden Varianten kann trotz aller Fehlanreize Gutes herauskommen.
Lauterbach ist klug und ich habe keine Lust Abgeordnetenwatch als privates Chat-Forum zu nutzen.
Da Du mich ja kennst, schreib mir doch einfach eine Mail, wenn Du wissen willst, wie ich über Dich denke.
Mit kollegialem Gruss
Dr. med. Wolfgang Wodarg
(freier Abgeordneter und an den Hippokratischen Eid gebundener Arzt)