Frage an Wolfgang Wodarg von F.L. B. bezüglich Gesundheit
Gesundheit ist ein Menschenrecht. Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit und optimale Gesundheit.
Explodierende Gesundheitskosten und steigende Lohnnebenkosten sind die wichtigsten Faktoren für Massenarbeitslosigkeit und wirtschaftliche Stagnation. Daraus ergibt sich, dass die grundsätzliche Umstrukturierung des Gesundheitswesens Voraussetzung für die Lösung der sozialen Probleme unserer Zeit ist, insbesondere die Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit. Um diese Probleme zu beseitigen, ist es unabdinglich, eine sorgfältige Analyse der bestehenden Missstände des gegenwärtigen Gesundheitswesens vorzunehmen.
Unser Körper wird als Marktplatz einer Investment-Industrie missbraucht, die Krankheiten als Märkte für patentierte Medikamente und Konzernprofite ausweitet.
Das Gesundheitswesen ist unter öffentliche Kontrolle zu stellen und so eine wirksame, nebenwirkungsfreie und kostengünstige Gesundheitsversorgung für alle Menschen möglich zu machen.
Die Beendigung des Pharma-Geschäfts mit der Krankheit ist eine Voraussetzung zur Ausmerzung von Krankheiten. Diese klaren Maßnahmen werden Millionen Menschenleben retten und Milliarden Euro an Gesundheitskosten sparen.
Wie ist Ihre Meinung zu dieser Problematik?
F.L.Beyer
Sehr geehrter Herr Beyer,
bei mir laufen Sie mit Ihren Forderungen offene Türen ein. Auch ich bin der Meinung, dass das Gesundheitswesen zum Kernbereich öffentlicher Verantwortung gehört. Ich halte die Praktiken der großen Pharmamultis, ihr wehleidiges Klagen nach mehr Begünstigungen bei einer durchschnittlichen Rendite von über 14 % nach Steuern für unerträglich. Die Autoindustrie mit einer durchschnittlichen Rendite von 2,5 % trägt diese unverschämten Gewinne mit ihrem Arbeitgeberanteil gleichermaßen. Ich vermisse jedes Aufheulen der Arbeitgeberseite. Ich selbst habe an sehr exponierter Stelle immer wieder versucht, diese schamlose Selbstbedienung einiger Monopolisten auf Kosten der gesamten Wirtschaft, auf Kosten der Beitragszahler zu beenden und werde in der zukünftigen Legislaturperiode um die Einsicht weiterer Kollegen und um strengeres Hinschauen der Bundesregierung kämpfen.
Völlig unverständlich ist mir auch die undifferenzierte Glorifizierung des Wettbewerbs im Gesundheitswesen. Sehr wohl ist es möglich, die sogenannten Leistungsanbieter in den Wettbewerb zu stellen. Hier kann für das Geld der Beitragszahler bei Krankenhäusern, Ärzten, Arzneimittelherstellern und sonstigen Leistungsanbietern der Wettbewerb effizienzsteigernd eingesetzt werden. Völlig kontraproduktiv erscheint mir jedoch der Wettbewerb von 270 Krankenkassen, die alle mit der selben Aufgabe nebeneinanderher wurschteln statt gemeinsam eine Nachfragemacht zu bilden und die Preise im Gesundheitswesen niedrig zu halten. Ich setze mich ein für eine gesetzliche Regelung dieses Miteinanders und halte es für sinnvoll, dass die Kassen gemeinsam mit ihrem Budget auf Landesebene Arbeitsgemeinschaften zu bilden haben, die dafür sorgen, dass Über-, Unter- und Fehlversorgung abgebaut werden. Auf Landesebene ist das übersichtlich, hier kennt man seine Krankenhäuser und die Strukturen im ambulanten und im rehabilitativen Bereich. Nur wer das Geld in der Hand hat, kann auf mehr Effizienz drängen. Das geht nicht bei der derzeitig völlig zergliederten Nachfragelandschaft.
Die angeblich Innovationsfördernde Wirkung des Kassenwettbewerbs ist ein Märchen. Die mehreren Hundert Integrationsverträge sind ein Flickenteppich, sind überwiegend Mitnahmeeffekte und führen nur in seltenen Fällen zu Kosteneinsparungen oder einer wirklichen Verbesserung der Versorgung. Meine Hoffnung ist, dass bei einem Vergleich der europäischen Gesundheitssysteme deutlich wird, dass Länder wie Schweden oder Finnland, bei großer Zufriedenheit der Bevölkerung, mit weitaus weniger Geld bessere Gesundheit sicherstellen können als andere in Europa konkurrierende Volkswirtschaften und auch als Deutschland. Wir können viel z.B. von den Schweden lernen, auch wenn wir nicht alles kopieren müssen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Dr. Wolfgang Wodarg, MdB