Frage an Wolfgang Wodarg von Philipp N. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Wodarg,
ich musste den Medien heute entnehmen, dass die Regierung vorhat die Hobbysportarten Paintball und Airsoft zu verbieten. Dies wird damit begründet, dass diese Spiele die Gewaltbereitschaft. Es wird in diesem Bereich nach den Gründen für den Amoklauf in Winnenden gesucht.
Ein Verbot würde allerdings einen ganzen Schwung Menschen arbeitslos machen. Es gibt die Spielfeldbetreiber, die Händler und auch Büchsenmacher die Geld mit Reparatur und Modifikation verdienen.
Es wird sich immer wieder beschwert, dass die Jugend faul ist und nur vor dem Computer oder der Konsole sitzt. Beim Airsoft oder beim Paintball bewegt man sich permantent, man muss leistungsfähig sein.
Gewaltverherrlichung ist beim beidem nicht gegeben. Es geht nur um den Spaß. Es ist verboten irgendwelche Verletzungen etc. zu simulieren, es wird darauf geachtet, dass der Umgangston sauber bleibt, und politische Extremisten werden von den Events ausgeschlossen.
Nun frage ich mich aber... . Auf welcher Grundlage sollte dieses Gesetz basieren? Warum will die Regierung etwas verbieten, was so vielen Menschen in Deutschland Spaß macht?
Sollte der Grund Gewaltverherrlichung lauten, so müsste in der Theorie auch ein Mittelalterspektaktel verboten werden, denn dort stellen sie Schwertkämpfe nach. Oder Boxen, wo sich zwei erwachsene Menschen doch nur gegenseitig verprügeln.
Herr Wodarg, ich möchte nicht, dass diese Dinge verboten werden, denn es macht meinen Freunden und mir sehr viel Spaß. Ein Verbot wäre nicht sonderlich angenehm, es gibt wichtigere Dinge anzupacken, wie zum Beispiel die Wirtschaftskrise.
Ich würde gerne ihre Meinung dazu hören, ich habe gesehen, dass sie bisher immer geantwortet haben.
Mit freundlichen Grüßen
Philipp Nehrenberg
(19 Realschüler)
Sehr geehrter Herr Nehrenberg,
da Sie die parlamentarische Diskussion über das Verbot von Paintball und Airsoft verfolgt haben, haben Sie sicherlich auch mitbekommen, dass ein solches Verbot vorerst nicht kommen wird. Ich hoffe, dass Sie dahingehend zunächst beruhigt sind und ich kann Ihnen sagen, dass auch ich diese Entscheidung begrüße.
Ich habe mir seit dem Amoklauf von Winnenden viele Gedanken zu einem solchen Verbot gemacht und bin, nach langem, schwierigem Abwägen, zum Schluss gekommen, dass ein Verbot kein gangbarer Weg bei der Lösung des Problems wäre. Eine Abgrenzung zu anderen Kampfsportarten wie Fechten ist schwer, da gebe ich Ihnen Recht. Versucht man eine solche Abgrenzung rational zu begründen, so kommt man sehr schnell an die Grenzen des Möglichen. Verbote jedoch nicht rational sondern nur mit meinem persönlichen Empfinden zu begründen, ist für mich nicht zu rechtfertigen. Trotzdem möchte ich auch betonen, dass ich Paintball nicht ohne Bauchschmerzen beobachte.
In Zeiten, in denen Menschen in vielen Teilen der Welt unter grausamen Bürgerkriegen leiden und tödliche Gewalt zum Inhalt täglicher Computerspiele wird, deren Darstellung sich auf den Bildschirmen immer weniger von der militärischen Wirklichkeit unterscheidet, erzeugt auch Paintball bei mir großes Unbehagen. Vor allem nachdem ein Schüler 16 Menschen das Leben genommen hat. Auch manche Szenen beim Paintball-Spiel ähneln sehr konkreten Szenen aus Bürgerkriegen. Militärtaktiken werden realitätsgetreu nachgestellt und der Übergang zwischen Spiel und Ernst wird immer fließender. Sorgt das bei Ihnen nicht für großes Unbehagen?
Konkret ist mir allerdings zunächst ein Verbot von Waffen im Sport wichtig, mit denen wirklich Menschen getötet werden können. Solche Waffen, bei denen man nie garantieren kann, dass sie nicht in falsche Hände geraten, haben im Sport nichts zu suchen!
Ich hoffe Ihre Frage beantwortet und Ihnen gleichzeitig meine Bedenken näher gebracht zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Wodarg