Frage an Wolfgang Schäuble von Karsten T. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Schäuble,
ich habe mich in der letzten Zeit vermehrt mit dem Thema Geldschöpfung aus Krediten beschäftigt. Warum wird es nirgendwo gelehrt, dass hier ein unsägliches Missverhältnis herrscht. Warum wird es toleriert, dass eine Bank in der Lage ist, durch eine schlichte und simple Passivbuchung (Forderung an Verbindlichkeit) einen Kredit zu erzeugen. Es bedeutet ja ganz grundsätzlich, dass dieses Geld, welches durch den Kredit dem Kreditnehmer zugeführt wird, niemals im Bestand der Bank existierte, eine simple Bilanzverlängerung findet statt. Die Bank bleibt also den Betrag quasi schuldig, erlaubt sich aber die Berechnung von Zinsen auf diesen Kredit und -noch weitaus schlimmer- sichert sich über Sicherheiten (Immobilien etc.) aber die Rückzahlung des Kredites ab. In meinem menschlichen Verstand ist das Betrug bzw. Enteignung durch die Hintertür. Das kann jeder, ein Kinderspiel, eine Cashcow ohne Risiko. Einfach unglaublich.
Wie kann es sein, dass dieser Sachverhalt verschwiegen wird und das gemeine Volk unverändert denkt, die Spareinlagen der Sparer würden als Kredite vergeben.
Es wird doch schon genug toleriert bei den Banken (zB Wucherzins auf Dispokredite). Ist man den Banken gegenüber nicht schon nachlässig genug? Die Deutsche Bank als Beispiel steht schon seit Jahren im Verdacht, nahezu verbrecherische Immobiliengeschäfte zu tätigen (zB Kooperationen mit Vertriebsstrukturen der fragwürdigen Art). Warum passiert da nichts?
Könnte es sein, dass die Verbindungen zwischen Politik und Finanzwirtschaft einfach zu eng sind (Stichwort Abendessen im Kanzleramt). Könnte es sein, dass die Drehtür zwischen Wirtschaft und Politik schlicht zu gut funktioniert. Ist Goldman etc mit seinen Erfüllungsgehilfen doch allmächtig?
Sehr geehrter Herr Tewes,
das Projekt "Abgeordnetenwatch" soll dazu beitragen, einen direkten Kontakt zwischen Bürgern und Abgeordneten zu vermitteln. Da Ihre Anfrage meine Tätigkeit als Bundesminister der Finanzen betrifft, möchte ich Sie bitten, sich mit Ihren Anliegen direkt an das Bundesministerium der Finanzen zu wenden. Über die Emailadresse buergerreferat@bmf.bund.de oder per Post (Bundesministerium der Finanzen, Wilhelmstraße 97, 10117 Berlin) besteht jederzeit die Möglichkeit, mit mir Kontakt aufzunehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Schäuble, MdB