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Frage von Kathrin G. •

Frage an Wolfgang Schäuble von Kathrin G. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Schäuble,

angesichts der prekären finanziellen Situation bei Bund, Ländern und Gemeinden und des massiven Widerstandes in der Bevölkerung, wie können Sie als Finanzminister allen Ernstes nichts gegen diesen Wahnsinn, der sich momentan in Stuttgart zuträgt unternehmen?
Eine eindrucksvolle Zusammenfassung sendete Frontal – den Bericht können Sie hier noch einmal sehen: http://www.youtube.com/watch?v=PJritWnnCVM

Was können Sie meinen beiden kleinen Kindern sagen, die in 20 oder 30 Jahren noch mit den (finanziellen und städtebaulichen) Kollateralschäden des Projektes zu kämpfen haben werden?

Was sagen sie mir, die inzwischen massiv an dem Modell „Demokratie“ zweifelt – wenn doch die 70% der Bürger, die sich offen gegen Stuttgart21 aussprechen einfach nur ignoriert werden oder als rückständig, besserwisserisch oder ähnliches abgebügelt werden?

Herr Schäuble, Sie sind ein vernünftiger, gebildeter und politisch erfahrener Mann. Warum, lassen Sie das auf Bundesebene überhaupt zu, wenn sogar Ihr eigener Bundesrechnungshof Zweifel an der Finanzierung hat?

Ihre Kathrin G. aus Stuttgart

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Gerlach,

das Projekt Stuttgart 21 mit dem Neubau des Stuttgarter Hauptbahnhofs in Tieflage als Durchgangsbahnhof und die Umgestaltung des Knotens Stuttgart ist kein Projekt des Bedarfsplanes für die Bundesschienenwege, für das der Bund die Infrastrukturverantwortung trägt, sondern ein unternehmerisch eigenwirtschaftliches Vorhaben der Deutschen Bahn AG. Der Bund, das Land Baden-Württemberg, die Landeshauptstadt Stuttgart, die Flughafen Stuttgart GmbH und der Regionalverband Stuttgart beteiligen sich aber an dem Vorhaben. Die finanzielle Beteiligung des Bundes an dem Bahnhofsumbau in Stuttgart ist hierbei ausdrücklich auf einen Festbetrag in Höhe von 563,8 Mio. Euro begrenzt.

Ich unterstütze Stuttgart 21 vor allem deswegen, weil mit diesem Projekt auch die Neubaustrecke Wendlingen - Ulm verbunden ist und damit nichts weniger als die Anbindung an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz. Diese erhebliche Verbesserung im Bahnverkehr bietet eine enorme Chance für positive Wachstums- und Beschäftigungseffekte der gesamten Region. Aus dieser Beurteilung heraus unterstützen das Land und der Bund das gesamte Vorhaben.

Natürlich sorgt ein solches Projekt wie die komplette Neuordnung eines Eisenbahnknotens auch für Kritik und Widerspruch. Aber es ist doch gerade die Stärke unserer Demokratie, dass sich die legitimen Interessen des Für und Wider frei formieren können und dass man versucht, einen möglichst breiten Konsens zu finden. Ich kann Ihren Eindruck nicht teilen, dass die Gegner des Vorhabens hierbei gleichsam "abgebügelt" werden, wie Sie schreiben. Ihr Widerspruch wird gehört und kann sich über Parteien, Parlamente und Verfahren manifestieren. Demokratie sorgt für die Legitimität von Entscheidungen und die möglichst breite Teilhabe aller Betroffenen. Wenn nach Abwägung aller Gründe für und gegen ein solches Vorhaben schließlich eine Entscheidung mehrheitlich zustande kommt, dann kann man meines Erachtens nicht das politische System insgesamt verwerfen, weil man diese einzelne Entscheidung nicht gutheißt. Bei einer anderen Entscheidung zählen Sie vielleicht zu den Befürwortern, und andere Bürger sehen sich überstimmt. Es gibt kein alternatives politisches System als die Demokratie, um den Interessenausgleich so offen und gerecht zu vollführen.

Ich hoffe, Sie können Sich meinen grundsätzlichen Aussagen anschließen, selbst wenn Sie dem Projekt Stuttgart 21 weiterhin kritisch gegenüberstehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Wolfgang Schäuble