Frage an Wolfgang Kubicki von Christian W. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Kubicki,
in der Abendzeitung München werden Sie im Hinblick auf das Verteilen der Staeck Postkarte durch die Jusos mit den Worten zitiert, diese Aktion sei "erbärmlich" und "an Geschmacklosigkeit nicht mehr zu überbieten". Die Postkarte zeigt unter der Überschrift "Wir steuern das schon" ein Bild von Angela Merkel, wie sie Uli Hoeneß demonstrativ die Hand schüttelt. Kurz zuvor hatte Hoeneß sich selbst wegen Steuerbetrugs, in nicht unbeträchtlicher Millionen Höhe, angezeigt.
Darf ich ihrer Reaktion entnehmen, dass sie Steuerhinterziehung als eine erhabene, anständige Tat empfinden und eine Sache des guten Geschmacks?
Mit freundlichen Grüßen
Christian Wollgast
Sehr geehrter Herr Wollgast,
ich danke Ihnen für diese Frage. Ja, ich habe mich zur Juso-Postkarten-Aktion entsprechend geäußert, und Sie haben einige meiner Worte korrekt zitiert.
Ich halte die Aktion der Jungsozialisten nach wie vor für eine geschmacklose und erbärmliche PR-Nummer, und ich bleibe dabei, dass diese Aktion deutlich zeigt, wie verzweifelt die SPD angesichts schlechter Umfragewerte kurz vor der Bundestagswahl um Wählerstimmen kämpft.
Meine Bewertung dieser Aktion hat im Übrigen nichts mit meiner Position zum Thema Steuerhinterziehung insgesamt zu tun. Selbstverständlich betrachte ich Steuerhinterziehung nicht „als eine Sache des guten Geschmacks“, wie Sie es mir fälschlicherweise unterstellen. Und Sie schreiben ja zutreffend selbst, dass sich Uli Hoeneß selbst angezeigt hat.
Über seine Schuld oder Unschuld entscheiden jedoch nicht die Jungsozialisten – an den Pranger wurden Menschen zuletzt im Mittelalter gestellt.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Kubicki